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Sport: Sonderschichtmit Gerumpel Charleroi motiviert Albas Basketballer besonders

Kyle Weaver trägt sein Andenken in der Hosentasche. Ein Beutel Eis kühlt die Hüfte, auf die der Basketballer von Alba Berlin am Tag zuvor beim 82:60-Sieg gegen VEF Riga geprallt war.

Kyle Weaver trägt sein Andenken in der Hosentasche. Ein Beutel Eis kühlt die Hüfte, auf die der Basketballer von Alba Berlin am Tag zuvor beim 82:60-Sieg gegen VEF Riga geprallt war. „Aber ich kann spielen“, gibt der Neuzugang im Mannschaftshotel Entwarnung. Bei dem US-Amerikaner von einer emotionalen Heimkehr nach Belgien zu sprechen, wäre übertrieben, aber das Halbfinalspiel im Europaliga-Qualifikationsturnier am Samstag gegen Spirou Charleroi, wo er zuletzt zwei Monate spielte, bevor er nach Berlin kam, sei „ziemlich cool“. In der düster-deprimierenden Industrieruinenstadt, 60 Kilometer südlich von Brüssel, die Weaver schmeichelnd einen „kleinen, ruhigen, netten Ort“ nennt, wird er dieser Tage öfter gegrüßt. Aber das große Wiedersehen gibt es erst heute um 17 Uhr, im Spiroudome (live im Internet unter www.euroleague.tv ).

Nachdem sich Turniergastgeber Spirou, nach einer Comicfigur benannt, zu einem 61:59 gegen BC Donezk gequält hatte, wurde gleich Kontakt mit einigen früheren Mitspielern aufgenommen. „Ich freue mich, ein paar von den Jungs auf dem Feld zu treffen“, sagt Weaver. Doch seine Loyalität liegt bei Alba. „Ich habe das Buch mit Charlerois Spielzügen oben auf meinem Zimmer“, deutet der 25-Jährige scherzhaft Betriebsspionage an, fügt dann ernsthaft hinzu: „Beim Zuschauen kamen mir einige Spielzüge bekannt vor und der Coach hat mich auch schon nach ein paar Spielern gefragt.“

Das war auch nötig, denn nach dem Erstrundensieg gegen die Letten gab Trainer Gordon Herbert zu, „die Mannschaft nicht wirklich zu kennen, ich habe mir ihren Kader noch nicht angeschaut, mich ganz auf Riga konzentriert“. Danach legte er jedoch eine Sonderschicht an, sah sich Charlerois Gerumpel in der Halle an, blieb bis halb ein Uhr nachts, weil der DVD-Brenner mit den Spielszenen streikte und schlief nur fünf Stunden. „Eine typische Trainernacht“, sagt Herbert. Obwohl Alba gegen Riga überzeugte und der belgische Meister gegen den ukrainischen Vizemeister Donezk enttäusche und am Ende von den Fans zum Sieg getragen wurde, spricht Herbert von einer „sehr physischen Mannschaft, einer der beiden Turnierfavoriten, wir werden Außenseiter sein“.

Den Fakt, dass Alba gegen diesen Gegner vor einem Jahr die Qualifikation zur Europaliga verpasste, braucht er nicht in die Vorbereitung einfließen lassen. „Wir wollen diesmal in die Europaliga, das ist Motivation genug“, sagt Yassin Idbihi, der im letzten Jahr dabei war, als Alba in zwei Spielen ausschied, „aber ein bisschen motivierter sind wir dadurch schon“. An die zwei Spiele erinnert er sich lebhaft. Demond Mallet, der damals 28 Punkte erzielte und Alba auch schon abschoss, als er mit Bamberg, Köln, Badalona und Braunschweig gegen die Berliner spielte, „der läuft immer heiß gegen uns“, sagt Idbihi. DaShaun Wood erwartet einen „Hundekampf“. Zu solch einem sozialen Ereignis würde es passen, wenn Weaver Wetten mit den ehemaligen Mitspielern abgeschlossen hätte. Doch der lacht nur, schüttelt den Kopf und fingert am Eisbeutel.

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