zum Hauptinhalt

Sport: Sonnige Leichtathleten

Von Erik Eggers Leverkusen. Genervt warf sie den Stab zu Boden.

Von Erik Eggers

Leverkusen. Genervt warf sie den Stab zu Boden. „Unzufrieden“, war sie, hatte „keine Ahnung, woran es lag“. Drei Wochen nach ihrer fantastischen Leistungssteigerung auf 4,77 m scheiterte Annika Becker gestern beim Leichtathletik-Meeting in Leverkusen bereits an der Höhe von 4,50 m. Ein verpatzter Test für die in neun Tagen beginnende EM in München, bei der sie gemeinsam mit Europarekordhalterin Feofanowa als Titelfavoritin antritt. „Das ändert aber nichts für die Vorbereitung“, sagt Becker, „ich werde ganz normal weiter trainieren.“ Carolin Hingst (USC Mainz, 4,30 m) und Yvonne Buschmann (Bayer Leverkusen, ohne Höhe), die beiden anderen Hoffnungen im Stabhochsprung der Frauen, enttäuschten ebenfalls in der eigentlich besten deutschen Disziplin. „Lieber hier ein schlechter Wettkampf als in München“, sagte Hingst.

Doch spiegelte der Stabhochsprung bei den Frauen nicht den momentanen Leistungsstand der deutschen Leichtathletik. Schon bei den Männern bestätigte Lars Börgeling mit ausgezeichneten 5,85 m seinen nationalen Titel, Richard Spiegelburg kam auf 5,70 m. Tim Lobinger verabschiedete sich hingegen nach übersprungenen 5,50 m mit Wadenkrämpfen aus dem Wettbewerb. Die meisten Medaillenkandidaten für die Europameisterschaft in München bestanden den letzten Formtest. 400-m-Läufer Ingo Schulz etwa wollte eigentlich nur auf der halben Distanz seine „Sprintfähigkeit testen“. „Es sieht gut aus“, sagte Schulz lässig über das starke Ergebnis von 20,77 Sekunden, eine deutsche Jahresbestzeit.

Der bislang enttäuschende 800–m-Olympiasieger Nils Schumann ließ einen klaren Formanstieg erkennen, als ihm in guten 1:45,11 gegen René Herms die Revanche für das verlorene Sprintduell bei der deutschen Meisterschaft vor zwei Wochen glückte. „Jetzt zähle ich wieder zu den Medaillenkandidaten“, sagte Schumann. Es war ein sonniger Tag für die deutschen Leichtathleten. Bei 32 Grad im Schatten erreichte die 400-m-Läuferin Grit Breuer bei ihrem ersten Einzelstart dieser Saison 51,13 Sekunden, mit denen sie in der europäischen Bestenliste nun auf dem dritten Rang liegt. Sie, die neun Wochen wegen einer Verletzung an der Achillessehne nicht trainiert hatte, hofft nun doch noch auf einen Einzelstart in München. „Wenn ich 50er-Zeiten laufen kann, bin ich dabei.“

Drechsler greift noch mal an

Ebenfalls positive Überraschungen lieferten die 100-m-Sprinter. Melanie Paschke lief 11,13 Sekunden, Marc Blume gute 10,12 Sekunden. Die beiden Zeiten kamen allerdings mit starkem Rückenwind zu Stande. Weitspringerin Heike Drechsler verzeichnete ebenfalls eine Leistungssteigerung. Bei den deutschen Meisterschaften hatte sie nur knapp die Norm erfüllt. Nun gelangen ihr 6,85 Meter, was Hoffnung auf mehr macht. Drechsler verzichtete jedoch auf die letzten drei Sprünge und ließ sich vorsichtshalber am Oberschenkel behandeln. Die letzten Tage vor der EM will Drechsler an der Verbesserung ihres Sprintvermögens arbeiten, um in München „die sieben Meter anzugreifen“.

NAME

Zur Startseite