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Sport: Souverän bis zum Schluss

Schiedsrichter Fröhlich erhält Fair-Play-Preis

Berlin - Lutz-Michael Fröhlich hatte einen großen Fehler gemacht. Vor sieben Jahren, im Fußball-Bundesligaspiel zwischen Leverkusen und Bremen, hatte der Berliner Schiedsrichter Bremens Torhüter Oliver Reck nach einer Notbremse die Gelb-Rote Karte gezeigt. Doch Reck war zuvor noch gar nicht verwarnt gewesen, was lautstarke Proteste bei den Bremern hervorrief. Fröhlich versuchte vergebens, den Bremern auf dem Spielfeld zu erklären, dass er Reck eigentlich nur die Rote Karte hatte zeigen wollen. „So etwas darf einem Schiedsrichter in dieser Klasse nicht passieren“, sagte der Berliner damals zerknirscht. Er sprach im Bezug auf sich selbst von „konfusem Verhalten“.

Ein ähnlicher, nicht ganz so schwerer Fehler unterlief dem heute 47-Jährigen in dieser Saison. Nur dass Fröhlich seinen Fehler dieses Mal dank viel Courage wieder gutmachen konnte. Dafür wurde Fröhlich gestern Abend in Köln vom Verband Deutscher Sportjournalisten mit einer Fair-Play-Medaille ausgezeichnet.

Die Szene, um die es geht, ereignete sich am 6. November des vergangenen Jahres im Bundesligaspiel zwischen Bayern München und Hannover 96. Nach einer unübersichtlichen Situation zeigte Fröhlich dem Münchner Michael Ballack die Gelb-Rote Karte. Zwar war Ballack zuvor verwarnt worden, nur hatte er das Foulspiel nicht begangen. Nach Rücksprache mit dem vierten Schiedsrichter revidierte Fröhlich seine Entscheidung. „Danach habe ich mich natürlich bei Herrn Ballack entschuldigt“, sagt Fröhlich, als sei das eine Selbstverständlichkeit.

Wahrscheinlich ist es diese Selbstverständlichkeit, die Fröhlich in seinen 196 Bundesligaspielen fast immer souverän hat wirken lassen. Nur ganz selten beging der Diplom-Kommunikationswirt entscheidende Fehler. Szenen wie die beiden beschriebenen waren in Fröhlichs Karriere extrem rar.

Und die Wahrscheinlichkeit, dass Lutz Michael Fröhlich noch einmal in eine solche Situation gerät, ist gering. Der Berliner darf maximal noch vier Bundesligaspiele pfeifen. Nach dieser Saison hat der 47-Jährige die Altersgrenze für Schiedsrichter erreicht. Das nimmt Fröhlich, wie die meisten anderen Dinge, völlig unaufgeregt zur Kenntnis. „Es macht mir zwar noch Spaß, doch ich freue mich auch schon darauf, nach meiner Karriere jungen Schiedsrichtern mit meiner Erfahrung in ihrer Entwicklung zu helfen.“ Er sei kein Typ, der nach hinten guckt und trauert oder sich aufregt, sagt Fröhlich über sich selbst.

Spricht Fröhlich allerdings von den Ereignissen der vergangenen Monate und dem Manipulationsskandal um seinen früheren Kollegen Robert Hoyzer, dann ist schon ein wenig Ärger in seiner sonst so ruhigen Stimme zu hören. Fröhlich war maßgeblich an der Aufklärung des Skandals beteiligt. Der junge Schiedsrichter Felix Zwayer hatte sich ihm anvertraut und Fröhlich erzählt, dass er von Hoyzer auf die Manipulation von Spielen angesprochen worden sei. Daraufhin durfte Fröhlich drei Wochen lang keine Spiele pfeifen. Um den Zeugen zu schützen, wie es beim Deutschen Fußball-Bund hieß. „Ich denke, damit sind wir nun endlich durch“, sagt Fröhlich und seufzt. „Das aktuelle Jahr ist das schwerste in meiner Karriere.“ Das liegt aber nicht nur am Manipulationsskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer. „Ich mache mir momentan viel Selbstdruck, weil ich nicht will, dass die Leute sagen: ,Es ist sein letztes Jahr, da nimmt er es wohl nicht mehr so genau.‘“

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