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Sport: Souverän gelandet

Der Österreicher Morgenstern siegt zum Auftakt der Vierschanzentournee, die Deutschen springen gut mit

Als Thomas Pfüller am Sonntagnachmittag mit ernstem Gesicht das Haus Oberstdorf betritt, erlebt die Vierschanzentournee trotz ihres fortgeschrittenen Alters von 56 Jahren ein Novum. Der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV) berichtet von einem Gespräch, das er am Vormittag mit dem umstrittenen Bundestrainer Peter Rohwein und den deutschen Stützpunktrainern geführt hatte. Fazit: Man werde sich nach der Tournee wieder zusammensetzen, und: „Wir backen zurzeit kleinere Brötchen, damit müssen wir uns alle zufrieden geben.“ Das alles ist neu, bemerkenswert: Eine Krisensitzung mit anschließender Pressekonferenz – bevor der erste Springer bei der Vierschanzentournee gesprungen ist.

Voreilig war die Maßnahme allerdings nicht, denn das abendliche Springen auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf bestätigte alle Eindrücke des bisherigen Saisonverlaufs im Skispringen. So siegte eindrucksvoll der österreichische Favorit Thomas Morgenstern. Er schaffte vor 22 000 Zuschauern in beiden Durchgängen Bestweiten und segelte bei seinem zweiten Sprung auf 141,5 Metern allen Konkurrenten davon. Morgenstern sagte: „Das war mein bester Sprung in dieser Saison.“ Und die war mit sieben Siegen in acht Springen nicht gerade schlecht.

Der 21-Jährige musste sich anschließend mit der Frage befassen, ob er als zweiter Springer nach Sven Hannawald alle vier Springen bei der Vierschanzentournee gewinnen kann. „Es ist viel möglich“, sagte Morgenstern, „ich springe zurzeit einfach gut.“ Hannawald sieht seinen Rekord jedenfalls wackeln, er findet: „Wenn Morgenstern es nicht verdient hätte, wer dann.“ Bereits am Neujahrstag auf der neuen Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen (13.45 Uhr, live in der ARD) kann der Österreicher seinen zweiten Sieg bei der Tournee landen.

Am ehesten kann ihm noch sein Landsmann Gregor Schlierenzauer folgen. Allerdings hat der 17-Jährige als Zweitplatzierter bereits 15,2 Punkte Rückstand. Der Finne Janne Ahonen folgt 1,7 Punkte dahinter als bester Nicht-Österreicher auf Platz drei. „Ich springe zurzeit nicht auf dem Level von Morgenstern und Schlierenzauer“, sagte der viermalige Sieger der Vierschanzentournee. Die Österreicher mussten im ersten Durchgang allerdings miterleben, wie ihr Landsmann Andreas Kofler nach der Landung mit dem rechten Ski verkantete und in die Bande krachte. Er wurde mit einer Trage abtransportiert, kehrte aber bereits zum zweiten Durchgang an die Schanze zurück.

Und die deutschen Springer? Freuten sich über einen siebten Platz von Michael Neumayer und einen elften von Martin Schmitt, machten die Krisenkonferenz vom Nachmittag aber nicht obsolet. „Sie sind gut gesprungen, aber noch nicht hundertprozentig“, sagte Bundestrainer Peter Rohwein. Georg Späth (27.) und Severin Freund (30.) durften immerhin zwei Sprünge von der Schanze machen, was Michael Uhrmann als 35. nicht gelungen ist.

Für Rohwein, der seit Wochen in der Kritik steht und zuletzt vom Oberhofer Stützpunktrainer Heinz Kuttin mangelnde Kommunikation vorgeworfen bekam, ändert sich durch das Ergebnis kaum etwas. Vielleicht nur eines: Er klatschte nach Michael Neumayers erstem Sprung den vor ihm stehenden Kritiker Kuttin freudig ab. Könnte sein, dass es zumindest vor dem Springen am Neujahrstag kein weiteres Krisengespräch braucht.

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