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Sport: Späte Beweise

Vor Gericht würde das wohl kaum passieren: Ein Verteidiger hält absichtlich Indizien zurück, die seine Mandantin entlasten. Und gibt diese erst neun Monate später frei, wenn sie wegen der gleichen Sache erneut in Schwierigkeiten geraten ist.

Vor Gericht würde das wohl kaum passieren: Ein Verteidiger hält absichtlich Indizien zurück, die seine Mandantin entlasten. Und gibt diese erst neun Monate später frei, wenn sie wegen der gleichen Sache erneut in Schwierigkeiten geraten ist. Genau das hat der Deutsche Skiverband (DSV) getan.

Der DSV hat gestern die Veröffentlichung der Blutwerte von Evi Sachenbacher-Stehle angekündigt. Damit versucht er, der Langläuferin eine Ausnahmegenehmigung wegen natürlich erhöhter Hämoglobin-Werte zu verschaffen. Der Internationale Skiverband (Fis) sieht das anders und verweigert diese Genehmigung. Genauso verliefen die Fronten bereits vor neun Monaten bei den Olympischen Winterspielen von Turin, als Sachenbacher-Stehle sogar eine Schutzsperre erhalten hatte und damit auch unter Dopingverdacht geraten war. Schon damals hätte der Verband seine Argumentation mit der Veröffentlichung der Blutwerte stützen können – und tat es nicht. Er begründete das mit der ärztlichen Schweigepflicht und der zu schützenden Privatsphäre. Nun hat er seine Meinung geändert.

Der Skiverband muss sich deshalb vorwerfen lassen, die Dopingproblematik zu lange unterschätzt zu haben. Das hatte sich schon in Turin gezeigt, als Bundestrainer Jochen Behle sogar den Fis-Antidopingbeauftragten beschimpft hat. Nun hat der DSV eine neue Anti-Doping-Initiative vorgestellt, mit der er „auch in Zukunft seiner Vorreiterrolle im Kampf für einen dopingfreien Sport“ gerecht werden will. Was allerdings noch zu beweisen wäre. Und zwar rechtzeitig.

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