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Sport: Spätes Geständnis

Steffen Karl gibt Spielmanipulationen zu und wird zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt

Berlin - Steffen Karl hat bei seinen Auftritten vor dem Landgericht Berlin stets einen eher locker geschnittenen braunen Anzug getragen. Genau so erschien der ehemalige Fußballprofi auch gestern in Moabit. Diesmal war es eine dem Ernst des Anlasses nicht ganz angemessene Farbwahl, denn in Steffen Karls Leben wird fortan nichts mehr so sein, wie es einmal war. Seit gestern ist er ein verurteilter Betrüger, der Manipulation von zwei Spielen geständig. Die 12. Strafkammer des Landgerichts verurteilte Karl zu einer Bewährungsstrafe von neun Monaten, obwohl Karl wegen eines Verkehrsdelikts vorbestraft ist. Die Vorsitzende Richterin Gerti Kramer sagte, Karl dürfe sich in Zukunft nicht einmal mehr beim Schwarzfahren erwischen lassen, wenn er dem Gefängnis entgehen wolle. Dazu muss er 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Eigentlich war das Urteil erst für den kommenden Donnerstag erwartet worden, doch das Finale entwickelte seine eigene Dynamik. Am letzten Verhandlungstag wich Karl von seiner vorherigen Linie ab, nach der er nie Geld vom Wettmanipulator Ante Sapina erhalten und keinesfalls Spiele manipuliert hatte. Allein einen Anruf beim früheren Cottbuser Torhüter Georg Koch hatte er bis gestern zugegeben. Das dabei unterbreitete Bestechungsangebot war jedoch auf Initiative von Ante Sapina zustande gekommen, und nicht nur die Richterin wird sich gefragt haben, ob das wirklich die einzige Zusammenarbeit zwischen dem Wettpaten und dem von Geldnöten geplagten Karl war.

Der frühere Profi räumte dann auch am Donnerstag ein, er habe von Sapina am 1. Mai vorigen Jahres 18 000 Euro erhalten und dafür im Spiel seines Regionalligisten Chemnitzer FC bei Holstein Kiel mit gebremstem Ehrgeiz gespielt. 8000 Euro waren eigentlich für seinen Teamkollegen Markus Ahlf bestimmt. Karl aber betonte in seinem Geständnis, er habe das gesamte Geld für sich behalten. Ahlf hatte als Zeuge ausgesagt, er habe mit den Manipulationen nichts zu tun.

Auch drei Wochen später beim Spiel der Chemnitzer in Paderborn stand Karl auf Sapinas Gehaltsliste. Dieses Mal sollte er Paderborn zunächst eine Führung zur Halbzeit ermöglichen und später dann den Sieg. Dafür sollte es 8000 Euro geben. Schiedsrichter der Partie war der Berliner Robert Hoyzer, der ebenfalls mit 8000 Euro bedacht werden sollte. Die abgesprochene Halbzeitführung aber kam nicht zustande, weil Hoyzer einen zu Unrecht geahndeten Elfmeter auf Intervention seiner Assistentin Inka Müller zurücknehmen musste. Es blieb zur Halbzeit beim 0:0, und Hoyzer musste den vorab gezahlten Manipulationslohn wieder abliefern. Diese Demütigung blieb Karl erspart: Er hatte noch kein Geld erhalten.

Das Spiel in Chemnitz war das Ende von Karls Manipulationskarriere, für Hoyzer war es der Anfang. Er betrog nach Herzenslust, erst in der Regionalliga, später auch in der Zweiten Liga und im DFB-Pokal. Dafür wurde er zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt. Mit Karl wurde gestern der letzte der sechs Angeklagten bestraft, doch die juristische Aufarbeitung des Skandals ist noch nicht abgeschlossen. Die Schiedsrichter Hoyzer und Dominik Marks sowie die Sapina-Brüder Ante, Filip und Milan haben Revision beantragt. Und die Polizei ermittelt weiter gegen Hoyzer. Der bestreitet bislang, er habe selbst auf von ihm manipulierte Spiele gewettet oder von Freunden entsprechende Wetten platzieren lassen. In dieser Angelegenheit werden nun neue Zeugen vernommen.

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