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Sport: Spätwarnsystem

Auch Betradar kann Betrügereien nicht verhindern

Berlin - Irgendwo in Gera haben 13 Leute an jedem Wochenende Hochspannung. Sie hocken vor Monitoren, auf denen laufend neue Zahlen auftauchen, sie beobachten Informationen, die aus der ganzen Welt zusammenlaufen. Und manchmal, wenn die Nachrichten sehr ungewöhnlich sind, schlagen sie Alarm. Sie nennen sich Rechercheure. Sie sitzen im Kernstück eines Warnsystems für hundert große, seriöse Wettanbieter auf aller Welt. Das Warnsystem heißt Betradar, es gehört der Firma Internationale Sportinformation Europe (ISE). Betradar warnt Buchmacher vor dem Anpfiff vor ungewöhnlichen Wetteinsätzen, zum Beispiel im deutschen Fußball. Die Wettanbieter können dann ein Spiel sperren oder die Quoten ändern. „Betradar hilft uns, sehr viel Geld zu sparen“, sagt ein Wettanbieter.

Hans Güth ist der Chef von ISE, er nennt Betradar ein Frühwarnsystem. Jetzt werden die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) dieses System nützen. In dieser Woche wird der Vertrag mit ISE unterschrieben. Und nicht wenige glauben offenbar, dass das System eine Geheimwaffe gegen Wettmanipulation sei. So wird Betradar meist beschrieben. Betradar soll Betrügereien wie bei den von Schiedsrichter Robert Hoyzer verschobenen Spielen verhindern. Aber Hans Güth sagt vor allem, was Betradar alles nicht kann: „Wir können vor einem Spiel keinen Verband und keinen Zuschauer warnen. Wir können erst nach einem Spiel reagieren.“

Denn die meisten auffälligen Einsätze werden ganz kurz vor dem Anpfiff gemacht. „Wie sollen wir da reagieren?“, sagt Güth. Und vor allem: „Wie sollen wir herausfinden, ob ein Schiedsrichter oder ein Spieler bestochen ist?“ Für die DFL oder den DFB ist Betradar nicht mehr als eine Art Spätwarnsystem. „Wir können dem Verband nur sagen, dass es bei bestimmten Spielen auffällige Wettmuster gab“, sagt Güth. „Aber enträtseln muss der DFB dieses Muster selber.“

Natürlich hat ISE ein paar Dinge so programmiert, dass Betradar dem DFB etwas besser helfen kann. Doch eventuelle Manipulationen selbst nachträglich zu erkennen, ist überaus schwierig. Die Spiele, die Hoyzer – abgesehen von dem Pokalspiel Paderborn – Hamburger SV – verschoben hat, fielen bei Buchmachern und damit auch bei Betradar nicht auf. Es gab keine ungewöhnlichen Einsätze. „Die mutmaßlichen Betrüger haben da erst mal nur Kleingeld gesetzt“, sagt Güth, „das war ein Testlauf für die großen Aktionen.“ Wenn Robert Hoyzer nicht gestanden hätte, dann wüsste bis heute niemand, dass diese Partie verschoben wurde.

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