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Sport: Spannend genug

Der neue Trainer Carlo Ancelotti soll Real Madrid wieder versöhnen.

Madrid - Gäbe es Pep Guardiola und den FC Bayern München nicht, dann wäre es die vielleicht spektakulärste Trainerverpflichtung des Sommers geworden. So reichte es vorerst nur zu der Mitteilung: Carlo Ancelotti wird neuer Trainer bei Real Madrid. Das gab der spanische Rekordmeister am Dienstag bekannt. Demnach erhält der 54-Jährige in Madrid einen Vertrag bis 2016 und soll am Mittwoch vorgestellt werden. Der Italiener war zuletzt beim Französischen Meister Paris St. Germain tätig, für ihn ist eine Ablösesumme fällig, da er noch für kommende Saison einen Vertrag bei PSG besaß. Im Gespräch ist eine Entschädigung von 4,5 Millionen Euro.

„Er hat international praktisch alles gewonnen und ist in drei Ligen Meister geworden“, pries ihn Madrid in der Mitteilung an, „sein Name ist die Garantie für ein spannendes Projekt.“ Nicht so spannend zwar wie Guardiola, der vom Real-Rivalen Barcelona zum Real-Rivalen Bayern ging. Aber spannend genug.

Vier Mal hat Ancelotti bereits die Champions League gewonnen, zwei Mal als Spieler und zwei Mal als Trainer, jeweils mit dem AC Mailand. In Italien, England und Frankreich ist er Meister und Trainer des Jahres geworden. Bereits zweimal hatte Madrid Ancelotti verpflichten wollen, zuletzt 2009, aber da ging er von Milan zu Chelsea. „Er ist mein Trainer“, hatte Real-Präsident Florentino Perez in den wochenlangen Verhandlungen mit Paris stets betont. „Es wäre wie ein Fluch, wenn es ein drittes Mal nicht klappt.“ Jupp Heynckes, der zumindest in Deutschland immer wieder als Anwärter gehandelt worden war, war wohl nie ein ernsthafte Alternative.

Und so soll Ancelotti vollbringen, was Vorgänger José Mourinho kaum gelang: große Titel gewinnen. In drei Jahren konnte sich Mourinho in der Meisterschaft nur einmal vor dem FC Barcelona positionieren, die zehnte Champions-League-Trophäe lässt in Madrid seit 2002 auf sich warten. Zu alledem brachte Mourinho bei Real Fans, Verantwortliche und Spieler gegen sich auf mit seiner defensiven Spielweise und seiner angriffslustigen Art. Nachdem sich der Portugiese zum FC Chelsea verabschiedet hat, soll Ancelotti Real wieder versöhnen. Malagas Megatalent Isco ist dafür bereits verpflichtet, Luis Suarez (Liverpool) und Gareth Bale (Tottenham) sollen folgen.

Die Deutschen Mesut Özil und Sami Khedira bei Real können sich jedenfalls auf die Zusammenarbeit mit Ancelotti freuen, zumindest wenn man hört, was ehemalige Spieler über ihn berichten. „Er war so gelassen wie kein anderer meiner Trainer“, sagt Paolo Maldini, „er behält die Anspannung für sich, und so bleibt das Team ruhig.“ Mit seiner humorigen Art habe er es fertig gebracht habe, selbst vor einem Champions-League-Finale Witze zu erzählen. Zlatan Ibrahimovic lobt: „Seine Methode ist sanft und geduldig. Bei ihm fühlen sich die Spieler sicher. Er ist sehr elegant, selbst die Art wie er spricht.“

Für Ibrahimovic und Kollegen hat PSG mit seinen Investormillionen aus Katar bereits einen neuen Coach gefunden. Der frühere Nationaltrainer Laurent Blanc erhält einen Zweijahresvertrag, bestätigte der Klub am Dienstag. Der 47-Jährige hatte nach dem Viertelfinal-Aus bei der EM eine Vertragsverlängerung des französischen Verbandes abgelehnt und kehrt nach einem Jahr Pause in den Fußball zurück. Als Spieler war er 1998 Weltmeister geworden, als Trainer 2009 Meister mit Girondins Bordeaux. Auch eine spektakuläre Verpflichtung, eigentlich. dob/dpa

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