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Sport: Spannung durch Entspannung

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft macht sich beim 5:4 gegen Japan mehr Probleme als nötig

Helsinki. Das größte Plakat in der Hartwall-Arena von Helsinki hatten zwei Japaner gemalt: Es maß drei Meter im Quadrat, versehen mit der Aufforderung „Go, Japan, go“ unter besonderer Berücksichtigung des japanischen Stürmers Chris Yule, der doch bitte schön den Deutschen im ersten Spiel bei dieser Weltmeisterschaft den Weg in die Niederlage weisen sollte. Das finnische Fernsehen spielte die beiden vom Cris-Yule-Fanklub auffällig oft ein, aber der erwünschte Effekt blieb aus. Die Tapferkeit, mit der da zwei einsame Japaner der gewohnt sangesstarken deutschen Übermacht entgegentraten, zeichnete auch ihre Spieler aus, änderte aber nichts an der Niederlage, der 24. im 25. Spiel bei einer A-Weltmeisterschaft (die Ausnahme: ein 3:3 vor zwei Jahren gegen Norwegen). Am Ende gewannen die Deutschen 5:4 (4:2, 0:0, 1:2) – ein überraschend knappes Resultat, das allerdings mehr über die Nachlässigkeit der Deutschen sagt als über den Klassenunterschied, der immer noch besteht zwischen ihnen und dem international drittklassigen Asien-Meister. Deutschlands Matchwinner war ein Berliner: Sven Felski glückten gleich zwei Treffer.

Vor 10 192 Zuschauern war das Auftaktspiel in der Gruppe A schon nach achteinhalb Minuten und drei deutschen Toren entschieden, ja eigentlich nach 46 Sekunden, als dem Kölner Morcinietz das 1:0 gelang. Die Statistiker forschten noch in ihren Archiven, ob dies denn nun der schnellste deutsche Treffer bei einer WM war, da bejubelten die Spieler schon das 2:0 durch Felski und wenig später das 3:0 durch den Kölner Lewandowski. So einfach hatte sich Bundestrainer Hans Zach das nicht vorgestellt, „denn man weiß doch, dass diese Japaner von der ersten Minute an um ihr Leben rennen". Und: „Es war wohl menschlich, dass wir danach die Konzentration verloren haben.“ Dabei lebt diese Mannschaft, spielerisch in ihren Mitteln limitiert, doch vor allem von ihrer Betriebsspannung. Diese Spannung war auf einmal weg. Auch bei den Fans, die Japans erstes Tor von Daisuke Obara gar nicht mitbekamen, weil sie in politisch korrekter Haltung einen Deppen auspfiffen, der auf der Tribüne die politisch höchst unkorrekte schwarz-weiß-rote Reichsflagge schwenkte. Als kurz darauf Kengo Ito gar auf 2:3 verkürzte, wurde es ruhig in der Halle, bis der Berliner Boris Blank 15 Sekunden vor Drittelende das vierte deutsche Tor erzielte.

Nach Masatoshi Itos Anschlusstor stürmten die Japaner eine Spur zu aufgeregt dem möglich erscheinenden Prestigeerfolg entgegen. Abermals Felski schaffte nach einem Konter das 5:3. „Eigentlich hatte ich vor diesem Spiel kein so gutes Gefühl. Die Japaner sind eben verdammt stark geworden“, sagte Felski. Ein Schlusswort unter dem Eindruck des vierten japanischen Tores. Erzielt hatte es 14 Sekunden vor Schluss – endlich – der großflächig auf drei Metern im Quadrat gepriesene Chris Yule. Seine beiden Fans wollten mit dem Jubeln gar nicht mehr aufhören.

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