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Hier schwebt der Campione! Juves Simone Pepe demonstriert Turiner Leichtigkeit. Foto: dapd

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Sport: Sparen am Büffet

Zum Saisonstart in der Serie A kommt heute nur noch die B-Prominenz zusammen.

Berlin - Es spricht nicht unbedingt für eine Party, wenn die Gäste, die fehlen, das Hauptgesprächsthema sind. Ähnliches gilt für die heute beginnende Serie A, der fast nur noch die B-Promis der Fußballwelt ihr Kommen zusagen. Das meiste Geflüster bei Häppchen und Begrüßungscocktails erregt daher zweifellos Antonio Conte, dem die Türsteher der Sportjustiz keinen Einlass gewähren.

Zehn Monate, also die gesamte Saison, ist der Trainer von Juventus Turin ausgesperrt. Das bestätigte der Verband in zweiter Instanz. Conte soll bei seinem vorherigen Arbeitgeber AC Siena von Spielmanipulationen erfahren, sie aber nicht angezeigt haben. Da auch sein Co-Trainer verurteilt wurde, ist die Bahn bereitet für Jugendkoordinator Massimo Carrera, der beim Auftakt am Samstag gegen den FC Parma auf der Bank sitzt. Juve will an Conte festhalten und hofft, dass ein Schiedsgericht die Sperre Anfang September reduziert oder aufhebt. Präsident Andrea Agnelli nannte den Prozess vorsorglich schon einmal eine „Hexenjagd“ mit „barbarischen Methoden“.

Doch auch ohne Trainer gilt der Rekordmeister als Favorit auf den Scudetto. Und das nicht nur, weil der Titelverteidiger in der Vorbereitung den Supercup gewann und Hertha BSC in einem Testspiel ein 2:0 abrang. Der Stamm um Vizeeuropameister wie Andrea Pirlo, Gianluigi Buffon oder Giorgio Chiellini ist geblieben, dazu kamen namhafte Ergänzungen wie Verteidiger Lucio.

Die Favoritenrolle verdankt Juventus aber vor allem der Abwesenheit weiterer prominenter Partygäste. So entsorgte Vizemeister AC Mailand nicht nur fossile Ex-Leistungsträger wie Clarence Seedorf, Gennaro Gattuso, Filippo Inzaghi oder Mark van Bommel. Vor allem trennte man sich von Thiago Silva und Zlatan Ibrahimovic: Der Wechsel des Abwehrchefs und des Topstürmers zu Paris St. Germain entlastet die Mailänder insgesamt um 170 Millionen Euro, aber wohl auch um ernsthafte Titelambitionen. „Meine Familie hat jedes Jahr 50 Millionen Euro in den Fußball gesteckt, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist das nicht möglich“, sagte Silvio Berlusconi, der in Mailand früher noch jede Party mit kostspieligen Gästen finanziert hat.

Genau wie Massimo Moratti bei Inter Mailand. Doch der rief nach 1,5 Milliarden Euro Verlusten in seiner Amtszeit nun ein „Jahr null“ aus. So verfiel man in Zeiten der Not auf Tauschhandel, von Milan kam der aussortierte Nationalstürmer Antonio Cassano für den aussortierten Nationalstürmer Giampaolo Pazzini. Eigentlich gute Aussichten für Vereine wie Pokalsieger SSC Neapel, AS oder Lazio Rom, einmal ganz vorne ans Büfett zu dürfen. Doch in der ganzen Liga wurde mehr Ablöse eingenommen als ausgegeben. Viel mehr als die Europa League ist für Miroslav Klose mit Lazio auch in diesem Jahr nicht drin.

Aber Besserung ist in Sicht: Trotz der Sparwut im Land will der Senat ein Gesetz verabschieden, das den Neubau von Stadien erleichtert. Wenn das Ambiente stimmt, dann kommen vielleicht wieder prominentere Gäste. Dominik Bardow

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