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Sport: Sparen beim Schuhputzer

Energie Cottbus sucht noch seinen Standort in Liga zwei

Von Karsten Doneck, dpa

Cottbus. Torjäger Detlef Irrgang, in der Lausitz längst mit Kultstatus behaftet, hatte früh hingelangt. Sein 1:0 brachte den souveränen Tabellenführer Energie Cottbus auf einen guten Weg. Doch der Gegner schaffte den Ausgleich. Nur 1:1 bei Rot-Weiß Forst am vorigen Wochenende – selbst bei den Altligafußballern des FC Energie in der Kreisliga läuft es derzeit nicht richtig rund.

Und dann erst die Profis. Da haben sie in Cottbus keine Mühen gescheut, das Zuschaueraufkommen beim FC Energie in die Höhe zu treiben. Die Zufahrtsstraße zum Stadion, eine den Auto fahrenden Fan stets nervende Staufalle, wurde großzügig von einer Fahrspur auf zwei pro Richtung verbreitert. Das Stadion selbst bietet durch den 13 Millionen Euro teuren Neubau der Tribüne auf der Gegengerade künftig 22 450 Plätze und mehr Komfort. Eine großzügige Infrastruktur, aber wofür? Schließlich werden sich in der neuen Saison nicht mehr – wie in den drei Jahren zuvor – der FC Bayern oder Borussia Dortmund im Stadion der Freundschaft der Cottbuser Kampfkraft stellen, sondern Wacker Burghausen und der VfB Lübeck.

Der FC Energie sucht nach dem Abstieg nach seiner Rolle in der Zweiten Liga. Eines steht zumindest fest. „Wir sind nicht St. Pauli, wir sind auch nicht Ulm“, sagt Präsident Dieter Krein. Für beide Klubs war nach dem Erstligaabstieg die Zweite Liga nur Zwischenstation auf der rasanten Talfahrt. Damit Cottbus nicht auch durchgereicht wird, kratzte der Klub alle Notgroschen zusammen, um einen Etat von zehn Millionen Euro zu stemmen. Darunter sind sieben Millionen Personalkosten. Das Millionenspiel fordert Opfer. „So blöd das klingt, aber es ist nun mal so: Auch bei uns werden ausgerechnet die ärmsten Schweine als erste angegangen. Die Mitläufer, die Schuhputzer, die Essenträger, die Busfahrer, da müssen wir beim Sparen anfangen – leider, leider“, sagt Krein.

Trainer Eduard Geyer, der am Montag zum ersten Training bat, tappt, was seinen Kader angeht, noch im Halbdunkeln. „Unsere Personaldiskussion ist noch nicht hundertprozentig abgeschlossen“, sagt er. Da ist zum Beispiel Stürmer Marko Topic. Hannover 96 wollte den Bosnier, der die rausgestreckte Zunge nach Torerfolgen zu seinem Markenzeichen gemacht hat. 600 000 Euro Ablöse fordert Cottbus, 96 bot 300 000 plus die Spieler Stendel und N’Diaye als Zugabe. Die Verhandlungen stießen Krein übel auf. „Ein linkes Geschäft, das die da mit uns abziehen wollten. Da schickt der Verein zwei Leute, die gar keine Entscheidungsbefugnis haben. Der eine ist Spanier, der andere hat bis vor kurzem noch gespielt. Was soll man da erwarten?“, sagt Krein schwer angesäuert. Gesprächspartner waren übrigens Hannovers Sportdirektor Ricardo Moar und dessen Assistent, der frühere Profi Carsten Linke. Das Angebot der Delegation hört sich sicher nicht gar so schlecht an, hat aber einen Haken. „Die Spieler, die uns angeboten worden sind, können wir gar nicht bezahlen“, sagt Energies Pressesprecher Ronny Gersch. Und er fügt hinzu: „Man muss ja Topic auch nicht unter Wert verscherbeln.“

Ganz so trostlos ist die Situation für Energie allerdings auch wieder nicht. Von der Elf, die sich am 24. Mai mit einem 1:1 bei Borussia Dortmund achtbar aus der Bundesliga verabschiedet hat, „sind neun Spieler noch da, und Timo Rost bleibt ja vielleicht auch“, sagt Gersch) Nur Thomas Reichenberger ist fort – zum KFC Uerdingen. Und was dann auch noch Hoffnung macht, hat Geyer selbst ausgesprochen. „Die Zweite Liga – sie steht doch vor allem für Kampfgeist. Vieles wird dort über Kraft, Kondition und Engagement entschieden“, sagt der Trainer. Da zählt Geyer Tugenden auf, an denen es von ihm trainierten Mannschaften selten mangelte. Insofern ist Energie Cottbus ganz gewiss kein hoffnungsloser Fall.

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