zum Hauptinhalt
Zum Titel spaziert. New Yorks Ahmad Bradshaw hatte bei seinem entscheidenden Touchdown wenig Gegenwehr. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: Spaziergang ins Glück

Beim 21:17 besiegen die New York Giants wie vor vier Jahren die New England Patriots im Super Bowl.

Berlin - Kein Spieler in der Geschichte des Super Bowl hatte wohl je so ein ungutes Gefühl, nachdem er den entscheidenden Touchdown erzielen konnte, wie Ahmad Bradshaw. Mehr aufmunternd als beglückwünschend klopften die Kollegen dem Running Back der New York Giants auf die Schulter, der etwas bedröppelt auf der Bank saß. Und zwar deshalb, weil der Sieg noch lange nicht feststand.

Die Uhr zeigte beim Endspiel der National Football League (NFL) zwischen den New York Giants und den New England Patriots noch 57 Sekunden an, da entschieden die Patriots, Bradshaw den Weg in die Endzone nur noch halbherzig zu versperren. Dass die Giants punkten würden, war zu diesem Zeitpunkt so gut wie sicher, und ob sie nun mit einem, vier, fünf oder sechs Zählern zurückliegen würden, war den Patriots egal. Was sie wollten, war der Ball, um ihrerseits noch einmal die Chance auf einen Touchdown und sieben Punkte zu haben. Also ließen sie Bradshaw gewähren.

Der bremste vor der Ziellinie zwar noch einmal ab, weil er mit seinem Lauf hauptsächlich Zeit schinden sollte, ließ sich dann aber doch rückwärts in die Endzone fallen. Sicher ist sicher. Eigentlich hatten die Giants die Uhr beim Stand von 15:17 aus ihrer Sicht fast auslaufen lassen wollen, um dann in den letzten Sekunden mit einem Field Goal, wofür es drei Punkte gibt, den Sieg zu sichern. Bradshaw musste seine Entscheidung nicht bereuen, am Ende reichten die wenigen verbleibenden Sekunden für New England nicht – die Giants gewannen den Super Bowl Nummer 46 in Indianapolis 21:17.

Vor vier Jahren hatten sich beide Teams schon einmal im Endspiel gegenübergestanden, auch 2008 verließen die New Yorker beim 17:14 das Feld als Sieger. Damals wie am Sonntag (Ortszeit) überragend: Eli Manning. Der Quarterback der New York Giants hielt die Erinnerung an den ersten Erfolg gegenwärtig, indem er Nervenstärke bewies und sein Team spät im vierten Viertel 88 Yards übers Feld führte. Im Gedächtnis bleiben wird vor allem ein millimetergenauer Pass von Manning, den Mario Manningham akrobatisch fing und der die Angriffsserie der Giants am Leben gehalten hatte, ehe Bradshaw punktete. Manning wurde anschließend als wertvollster Spieler des Finales ausgezeichnet, mit seinem zweiten Super-Bowl-Triumph hat er seinen Bruder Peyton (ein Titel) nun überholt.

In der Halle, in der gewöhnlich Peyton mit den Indianapolis Colts spielt, gewannen die Giants vor 68 658 Zuschauern den vierten Super Bowl ihrer Vereinsgeschichte. Ein Titel, der so nicht zu erwarten war. Im Spätherbst verloren sie vier Spiele am Stück, die Play-offs schienen kaum mehr möglich. Mit neun Siegen und sieben Niederlagen erreichten sie doch noch die Play-offs – nie hatte ein Super-Bowl-Sieger in der Geschichte der NFL eine schlechtere Vorrundenbilanz. In den New Yorker Medien galt die Ablösung von Cheftrainer Tom Coughlin als sicher, lediglich über den Zeitpunkt wurde diskutiert. Nach dem Sieg gegen die Patriots wollte Giants-Präsident John Mara davon nichts mehr wissen. „Ich würde Tom für keinen Trainer der Welt eintauschen, wir sind glücklich, dass wir ihn haben“, sagte Mara, während er freudestrahlend die Vince-Lombardi-Trophäe für den Sieger in die Höhe hielt.

Eli Manning zog derweil ein Resümee. Was eigentlich als Zusammenfassung des Spiels gegen die Patriots gedacht war, konnte genau so gut auf die gesamte Saison der Giants bezogen werden. „Wir haben nie aufgegeben und sind immer positiv geblieben“, sagte Manning. Nach einer 9:0-Führung der Giants konnten die Patriots 17 Punkte in Folge erzielen. Unterbrochen wurde ihr Lauf nur von imposanten Halbzeitshow der Sängerin Madonna. Tom Brady brachte zwischenzeitlich 16 Pässe hintereinander an und stellte damit einen neuen Rekord in Endspielen auf. Auch sein 96 Yard langer Touchdown-Drive und nun 1277 Passyards bei fünf Super-Bowl-Teilnahmen bedeuteten Bestmarken. Nur der vierte Titel sollte Brady ebenso verwehrt bleiben wie seinem deutschen Teamkollegen Sebastian Vollmer, der zum ersten Mal im Finale stand.

Ahmad Bradshaw strahlte dagegen bei der Siegerehrung über das ganze Gesicht. In seine Freude mischte sich Erleichterung. Er hatte das Richtige getan.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false