zum Hauptinhalt

Sport: Spiel der Leiden

Der HSV setzt gegen Osasuna auf seine Auswärtsstärke

Von Karsten Doneck, dpa

In der Trainerlaufbahn des José Angel Ziganda fehlen noch die großen bewegenden Momente. So war es kein Wunder, dass den 39-Jährigen schon ein Qualifikations-Hinspiel zur Champions League etwas aus der Fassung brachte. Nach dem 0:0 beim Hamburger SV schüttete der Trainer des spanischen Erstligisten CA Osasuna, tief aufgewühlt von den vorangegangenen Ereignissen auf dem Rasen, sein Herz aus. „Wir haben gelitten, aber es hat sich auch gelohnt zu leiden“, sagte er. Auf die Probe gestellt wurde Zigandas Leidensfähigkeit vor allem von einem knappen Dutzend Torchancen des HSV, die aber alle nichts einbrachten. Den Seelenfrieden des Trainers strapazierte auch die eine oder andere vergebene Möglichkeit Osasunas. Das Fazit des Spaniers lautete schließlich: „Wir hätten gewinnen, aber auch verlieren können.“

José Angel Ziganda kommt aus der dritten spanischen Liga. Er hat zuvor die Reserve des Club Atlético Osasuna trainiert. Als sich der Cheftrainer, Javier Aguirre, zu Atlético Madrid verabschiedete, schlug Zigandas Stunde. Er übernahm zu dieser Saison Osasunas erste Mannschaft in der Primera División. Eine feine Erbschaft. Weil sein Vorgänger mit Platz vier die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League hinterlassen hat, schnuppert Ziganda jetzt sogar am großen Fußball. So ganz traut er dem Hinspielergebnis aus Hamburg freilich nicht. „Die Chancen aufs Weiterkommen sehe ich nach wie vor bei 50 Prozent“, sagte der Trainer. Und er weiß, was auf ihn zukommt: „Wir werden noch einmal leiden müssen.“ Er meint den 22. August. Dann steigt das Rückspiel im kleinen, nur 19 800 Zuschauer fassenden Stadion von Pamplona.

Beim Hamburger SV beeilte man sich, gleich nach dem Abpfiff der turbulenten Partie auf Optimismus zu machen. „Ein 0:0 ist nun auch nicht so schlimm“, urteilte Guy Demel. Und sein Abwehrkollege Bastian Reinhardt glaubt, dass Osasuna im Rückspiel nicht nur auf Konter lauern kann wie in Hamburg, sondern mehr Eigeninitiative entwickeln muss. Reinhardt sagte: „Die werden da ganz anders auftreten, aber das haben wir auf dem Zettel, wir müssen nur cleverer sein.“ Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, redete sich selbst Mut zu mit dem Hinweis auf die vergangene Saison in der Bundesliga, in der ja der HSV die beste Auswärtsbilanz aller Klubs aufgewiesen habe. „Auswärts sind wir eine Macht, wir werden dort schon unser Tor erzielen“, verkündet Doll. Nur: Wer soll das Tor schießen?

Die vorhandenen Stürmer etwa? Paolo Guerrero und Boubacar Sanogo hatten im Angriff gegen Osasuna begonnen. Bei allem Eifer verrieten beide vor des Gegners Tor einen Mangel an Kaltschnäuzigkeit. Als Sturmersatz saßen Benjamin Lauth und Besart Berisha auf der Bank, Besserung der Angriffskalamitäten ist von ihnen kaum zu erwarten. Sollte der HSV in der Qualifikation zur Champions League scheitern und in den Uefa-Cup absinken, wird kein Geld vorhanden sein, um auf dem Transfermarkt noch mal nach einem Stürmer zu greifen. Für Doll kein Problem: „Sanogo und Guerrero sind absolute Verstärkungen für uns. Da lasse ich keine anderen Deutungen zu.“

Dass in den 90 Minuten kein Tor für den HSV fiel, sieht Doll fast als dauerhaften Fluch über seiner Mannschaft. „Zurzeit ist es einfach so, dass wir andauernd den gegnerischen Torwart berühmt schießen“, sagt er. Und dabei blickt Doll derart gequält drein, als sei Jose Angel Ziganda nicht der einzige Leidende.

Zur Startseite