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Sport: Spiel der Realitäten

Vor der Partie Hansa Rostock gegen Hertha BSC glauben nur die Berliner daran, ihr Ziel zu erreichen

Berlin - Hertha BSC hatte keine Chance im Ostseestadion, Hansa Rostock siegte 4:0. Torwart Christian Fiedler patzte beim dritten Gegentreffer und verlor seinen Stammplatz für mehr als sechs Jahre an Gabor Kiraly. Das war im September 1997, damals wurde Rostock am Ende der Saison Sechster, der Aufsteiger aus Berlin Elfter. Außer der Tatsache, dass Fiedler inzwischen wieder im Tor der Berliner steht, hat sich seit der bislang einzigen Niederlage von Hertha in der Bundesliga gegen Hansa Rostock aber so gut wie alles geändert.

Die Rostocker haben nie wieder eine solch gute Platzierung erreicht, und in dieser Saison ist der erste Abstieg nach zehn Jahren in der ersten Liga bei fünf Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz kaum noch abzuwenden. „Wir haben nichts mehr zu verlieren“, sagt Hansas Trainer Jörg Berger. „Hertha will gewinnen, wir müssen.“

Ein bisschen Mitleid und Sympathie mit Hansa ist bei den Berlinern schon zu spüren. „Es wäre schade, wenn der letzte Ost-Klub aus der Bundesliga verschwindet“, sagt Herthas Trainer Falko Götz. „Aber Hansa spielt eine schlechte Saison, sie werden wohl absteigen. Da gibt es für sie nichts Schöneres, als den Berlinern ein Bein zu stellen. “

Die alte Rivalität zwischen den beiden Vereinen und den Fans, die das Spiel als Derby sehen, spielt heute aber keine große Rolle. „Es geht nicht um Gegner, sondern nur um Punkte“, sagt Falko Götz. Hertha will in die Champions League, deshalb hat das Spiel für die Berliner ebenso vorentscheidenden Charakter wie für die Rostocker. Um das Ziel zu erreichen, müssen laut Götz die verbleibenden vier Bundesligaspiele gewonnen werden. Das erscheint gegen Wolfsburg, Mönchengladbach, Hannover und Hansa durchaus möglich. „Das Spiel gegen Rostock ist das schwerste seit Wochen“, sagt Dick van Burik. „Gegen Bremen und Schalke war die Motivation groß, weil sie vor uns standen. Wenn wir glauben, in Rostock schaffen wir das jetzt schon irgendwie, kriegen wir Schwierigkeiten.“

Es wäre keine Überraschung gewesen, wenn Hansa versucht hätte, die Berliner mit den vor einem wichtigen Spiel üblichen psychologischen Sticheleien ein wenig zu verunsichern. Obwohl die Rostocker die letzten drei Heimspiele gegen Bochum, Mainz und Stuttgart gewonnen haben, hielten sie sich jedoch mit Kampfansagen zurück. Dafür ist die Stimmung wohl schon zu schlecht oder, anders gesagt, zu nah an der Wirklichkeit. In der „Ostsee-Zeitung“ berichteten gestern prominente Sportler, dass sie mit Hansa leiden und auch noch hoffen. Viele der Athleten, die Mut machen wollen, reden aber schon von der nächsten Saison und dem Wiederaufstieg. Realismus heißt in Rostock derzeit, sich mit dem Abstieg anzufreunden.

Auch die Berliner müssen einen Rückstand auf vor ihnen platzierte Mannschaften aufholen, um das neue Saisonziel zu erreichen. Aus eigener Kraft kann Hertha den Einzug in die Champions League nicht schaffen, Schalke oder Stuttgart müssen dafür wie in den vergangenen Wochen noch Punkte abgeben. Dennoch heißt Realismus in Berlin, fest an die Champions League zu glauben. „Die Mannschaften vor uns schwächeln, und die Spieler können die Tabelle lesen“, sagt Falko Götz. „Wenn der Kopf klar ist, wird es in Rostock kein Problem.“

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