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Sport: Spiel für deinen Namen

Florian Keller will Deutscher Meister werden – und die Eisbären verlassen

Berlin - Die Arme blieben unten. Florian Keller jubelte nicht. Wenn der Stürmer der Eisbären im dritten Viertelfinalspiel gegen die Augsburger Panther seinen großen Moment genoss, dann nur innerlich. Keller hatte das Berliner Siegtor zum 2:1 erzielt. Den Treffer, der den Eisbären für heute in Spiel vier der im Modus „Best of seven“ gespielten Serie in Augsburg (19.30 Uhr, live auf Premiere) den Matchball zum Erreichen des Halbfinales um die deutsche Eishockeymeisterschaft beschert hat. Warum hat Keller das Tor nicht gefeiert? „Mein Gott“, sagte er. „Ich habe geschossen, da war das Ding drin.“ Ironisch lächelnd fügte er hinzu: „Na, dann hat der Zach doch Recht gehabt.“

Der ehemalige Bundestrainer Hans Zach hatte festgestellt, dass Keller zu selten Tore seines Teams ausgiebig feiert, ihm daher mangelnde Identifaktion mit der Mannschaft unterstellt und ihn nicht für die Auswahl nominiert. Obwohl es Keller von seinem Potenzial her verdient gehabt hätte. Ihm eilt der Ruf voraus, dass er sein Talent nicht nutzt und den Mund aufreißt, wenn ihm was nicht passt. Mit Eisbären-Trainer Pierre Pagé habe er kein gutes Verhältnis, sagt er unverhohlen. „Aber ich bin Profi, ich lasse mich nicht hängen, es geht um meinen Namen. Da sind all die Querelen, die hier abgegangen sind, egal.“ In der Geschichte gebe es zwei Seiten, sagt Berlins Manager Peter John Lee. „Belassen wir es dabei, Florian hat in den Play-offs bisher sehr gut gespielt.“ Stimmt, trotz der Kritik am Trainer, die unzufriedene Spieler schon mal üben, um von der eigenen Leistung abzulenken.

Pagé lässt Keller zurzeit nur in Sturmreihe vier spielen. Das war nicht immer so. Nachdem er vergangene Saison bei den Berlinern in der Endrunde der auffälligste Spieler war, schien Keller seine Karriere in den Griff zu bekommen. Es kam anders. Nur fünf Tore hat er dann in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga erzielt, wurde vom Trainer mitunter sogar als Verteidiger aufgestellt. Der 29-Jährige fand keinen Gefallen daran und sagte das laut. Nun scheint er sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, das Eishockeyspielen. Und das kann der große, läuferisch und technisch versierte Mann, der sich nach dem Tor gegen Augsburg ironisch als „eiskalter Bayer“ beschrieben hat, aber nicht nur wegen seines kaum vorhandenen bayrischen Akzents nicht hemdsärmelig bayerisch wirkt. Keller kann den Eisbären noch helfen, denn er hat erkannt: „Wir können die Meisterschaft gewinnen.“ Obwohl er nach Sieg drei gegen Augsburg „keinen Grund zur Freude“ sah, „weil das kein gutes Spiel war“.

So ist er eben, der Keller. Immer kritisch, nicht immer selbstkritisch. Vielleicht schafft er nächstes Jahr in der bayerischen Heimat den Durchbruch, den er aufgrund seiner Fähigkeiten verdient hätte. Denn die Eisbären wird Keller verlassen. „Ich habe einen Vertrag in Ingolstadt unterschrieben“, sagte er am Dienstag.

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