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Sport: Spiel um Platz 1

Klinsmann intensiviert die WM-Vorbereitung

Nürnberg - Deutschland spielt also um Platz drei gegen Mexiko. Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, ein bisschen wie Eiskunstlaufen. Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, die den Confed-Cup gewinnen wollte, geht es am kommenden Mittwoch in Leipzig um Haltungsnoten. „Es ist wichtig, dass wir dieses Turnier mit einer guten Note zu Ende bringen“, sagte Jürgen Klinsmann.

Der Bundestrainer weiß, dass es nicht einfach ist, „im Kopf noch einmal hochzufahren“. Nach der Niederlage gegen Brasilien im Halbfinale stellt sich bei den Spielern körperliche und mentale Mattheit ein. „Wir haben die Verpflichtung, noch einmal alles zu geben“, rief Klinsmann gestern seinen Spielern zu. Einen Druckabfall dürfe sich man sich nicht erlauben. „Die Crux ist ja, dass es für uns bis zur Weltmeisterschaft keine Freundschaftsspiele mehr gibt“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. „Wir können es uns gar nicht erlauben, ein Länderspiel nicht so ernst zu nehmen.“

Der Confed-Cup, bei dem sich die deutsche Elf mit den kontinentalen Meistern aus Südamerika, Ozeanien und Afrika gemessen hat, stellte eine erste Zäsur da. Die nächste Stufe des deutschen Projekts 2006 bricht im zweiten Halbjahr an. Die Mannschaft von Jürgen Klinsmann trifft dabei auf gehobene europäische Gegnerschaft: etwa auf die Niederlande, den WM-Dritten Türkei, auf Frankreich und auf Italien. Ein Umstand, der ausnahmslos bei allen Nationalspielern auf Gegenliebe stößt. „Wir brauchen die Spiele gegen große Gegner, um zu sehen, wo wir stehen“, sagte Michael Ballack. Für Oliver Kahn sind internationale Vergleiche auf diesem Niveau unersetzlich. „Die jungen Spieler müssen sich international beweisen“, sagte Kahn, „nur diese Erfahrungen bringen sie wirklich weiter“.

Besonders trifft das auf Spieler wie Per Mertesacker und Robert Huth zu, die die deutsche Innenverteidigung bilden. Mertesacker ist mit seinem Bundesligaverein Hannover 96 von internationalen Bewährungsproben wie dem Uefa-Cup ausgeschlossen. Und ob der junge Huth beim FC Chelsea viele Einsätze in der Champions League bekommt, darf zumindest angezweifelt werden. Auch der Kölner Lukas Podolski wird mit dem gerade erst aufgestiegenen FC in erster Linie Tore gegen den direkten Wiederabstieg zu schießen haben. Diese jungen Spieler haben das Spiel der deutschen Elf mit ihrem Eifer und ihrer Unbekümmertheit belebt, aber es wird sich erst noch zeigen müssen, „ob sie auch die nötige Klasse haben werden“, wie Ballack sagte. „Ich hoffe, dass von ihnen noch ein Schub kommt. Sie alle haben Potenzial, aber wir müssen mal gucken, dass das in dem Jahr, das wir noch haben, verbessert wird.“

Bis zur Weltmeisterschaft werden die meisten deutschen Spieler für ihre Vereine und die Nationalmannschaft etwa 60 bis 70 Partien zu bestreiten haben. „Da kann noch viel passieren“, sagte Kahn. Gleichwohl forderte er, dass sich möglichst rasch eine Formation herauskristallisiert, die sich dann spätestens ab dem Frühjahr 2006 einspielen kann. „Ein, zwei Spieler kommen dazu, die jetzt nicht dabei waren, denn wir müssen mit der besten Mannschaft spielen, um ganz oben angreifen zu können“, sagte Mannschaftskapitän Ballack. Bis dahin gebe es noch einiges zu tun.

„Diese Arbeit werden wir auf uns nehmen“, sagte Jürgen Klinsmann. Zu verlieren gibt es für die Deutschen nicht viel, nicht mal den lauen Sommerkick im Spiel der Verlierer am Mittwoch. Die Zeit läuft.

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