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Sport: Spiel und Respekt gewonnen

Der neue Schalker Trainer Mirko Slomka erlebt einen ungefährdeten 2:0-Sieg in Kaiserslautern

Es sah aus, als habe er diese Bewegung in langen Trainingsstunden einstudiert. Wie bei der Rhythmischen Sportgymnastik ließ Ebbe Sand den Ball über seinen linken Arm rollen. Was im Fußball nicht erlaubt ist, übersah aber Schiedsrichter Peter Sippel. Sand konnte am Ende seiner eleganten Darbietung im Mittelfeld den Ball auf den rechten Flügel passen, und schließlich erreichte das Spielgerät Lincoln, der zum 1:0 in der 13. Minute einschoss. Schalkes baldiger Manager Andreas Müller konnte keine Absicht erkennen, und der Demnächst-Präsident Rudi Assauer verstieg sich zur Ansicht, Sand habe sich allenfalls in einer Art „Zwischenbewegung“ befunden. Was immer er damit gemeint haben mag, die nicht ganz regelgerechte Vorbereitung und Lincolns anschließender Treffer reichten aus, um Schalke drei Punkte beim 1. FC Kaiserslautern und dem neuen Zwischendurch-Cheftrainer Mirko Slomka den ersten Sieg in seinem ersten Spiel zu bescheren. Levan Kobiaschwili hatte die Führung zehn Minuten vor dem Ende zum 2:0-Endstand vor 35 549 Zuschauern ausgebaut. „Es war kein Handspiel“, sagte Ebbe Sand, „der Ball ging zur Hand, nicht umgekehrt.“

Die Pfälzer bleiben somit Letzter der Tabelle, und die Hoffnung auf den Klassenerhalt schwindet immer mehr. Trotz hektischer Maßnahmen in der Winterpause, als Trainer Wolfgang Wolf sieben Spieler aussortierte und drei neue Kräfte verpflichten ließ, machte sich im Fritz-Walter-Stadion drei Tage vor der Mitgliederversammlung so etwas wie Endzeitstimmung breit. Seltsam lethargisch auch die Mannschaft, die sich nie in einen Zustand spielte, der die Aussicht auf einen Erfolg eröffnet hätte. Wohin der triste Weg des FCK führt, das zeigte Trainer Wolf schon ein wenig durch seine Nominierung für die Reservebank. Dort saßen drei 18-Jährige.

Jon Inge Höiland, einer der neuen Abwehrakteure der Pfälzer, drückte dem Schalker Kevin Kuranyi die Hand auf den Rücken als dieser kurz vor dem Pfälzer Tor im Strafraum auftauchte. Kuranyi fiel allzu bereitwillig und Schiedsrichter Sippel pfiff Elfmeter. Levan Kobiaschwili verwandelte ohne Mühe zum 2:0. Wolf stand am Spielfeldrand und spendete höhnisch Beifall und schimpfte im Akkord. Es war eine gehörige Portion Frust, die ihm die Stimmung verdorben hatte. Ganze zwei Chancen hatte der FCK in den 90 Minuten, Engelhardt und Altintop vergaben sie.

Spätestens nach dem 2:0 hatte sich die Mannschaft endgültig aufgegeben, wenn sie überhaupt jemals ernsthaft versucht hatte, den Gegner am Siegen zu hindern. Mancher stand einfach nur noch da, andere machten abfällige Bewegungen und andere fielen durch Aktionen auf, die wie ein Alibi aussahen. Schon vor der Partie wurde Christian Nerlinger verabschiedet, und der Vorstandsvorsitzende René Charles Jäggi sprach von den dringenden Aufgaben, die es bei der Weltmeisterschaft zu erledigen gäbe, und davon, dass er im Sommer nicht mehr in verantwortlicher Position in der Pfalz vorzufinden wäre. Im Sommer geht mit Halil Altintop auch der letzte Kicker, dem man etwas zutrauen darf. Altintop wechselt zum FC Schalke 04.

In den Gedanken von Mirko Slomka aber war am Sonntagabend wenig Platz für die Nöte des Gegners. Der Mann, der bis zum Saisonende als Übergangstrainer die Schalker in die Champions League führen soll, stand mit regungslosem Gesicht vor seiner Bank. „Ich muss mir den Respekt erst noch erarbeiten, das war heute vielleicht ein Anfang“, sagte Slomka.

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