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Spieler Belastung: Gute Erholung

Hohe Belastung im Uefa-Cup und in der Liga. Die Hamburger klagten über die Spielansetzung gegen Bremen. Das ging 1:2 verloren. Wie viel Zeit braucht ein Fußballprofi eigentlich, um wieder körperlich auf die Höhe zu kommen?

Berlin - Wer im Fußball Zeit gewinnt, hat auch das Spiel schon fast gewonnen. Das schien eine Lehre dieses Bundesligaspieltags zu sein. Werder Bremen hatte einen Tag länger zur Verfügung, um sich von den Strapazen einer internationalen Begegnung zu erholen als der Hamburger SV und gewann 2:1. Die Aufregung war danach groß, die Hamburger forderten gleich eine Änderung des Terminplans, um die Belastung zu verringern. Trainer Huub Stevens leitete aus den Vorkommnissen schnell die einfache Formel ab: frischere Mannschaft gleich bessere Mannschaft. Aber stimmt das unbedingt?

Das hängt zunächst von zwei Faktoren ab: wie gut trainiert der Spieler ist und wie sehr er sich im Spiel verausgabt hat. „Ein Fußballprofi ist so gut trainiert, dass er in 48 Stunden auf jeden Fall wieder fit sein sollte“, sagt Markus de Marées vom Institut für Trainingswissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln. Vor dem Spiel gegen Bremen hatten die Hamburger 43 Stunden Zeit. „Einen Tag weniger zu haben, kann auf jeden Fall ein Nachteil sein“, sagt Mediziner de Marées. Manchmal sogar ein spielentscheidender.

Es gibt jedenfalls eindeutige Parameter, an denen sich der Zustand eines Spielers nach der Belastung ablesen lässt, etwa die Herzfrequenz im Ruhezustand. „Liegt die Herzfrequenz eines Spielers über seinem normalen Wert, kann man sagen, dass ihm das Spiel noch in den Knochen steckt“, sagt de Marées. Ein anderer Parameter ist der sogenannte CK-Wert. Er gibt Auskunft über zerstörte Muskelmasse durch Belastung. Diese Werte stellt die medizinische Abteilung auch dem Trainer zur Verfügung, so verfährt zum Beispiel Bundesligist Hertha BSC. „Entscheidend ist aber oft, was der Spieler selbst über seinen Gesundheitszustand sagt“, erklärt Carsten Schünemann, Konditionstrainer von Hertha BSC.

Mindestens genauso wichtig wie der Körper sei ohnehin der Kopf. „Die mentale Ermüdung kommt vor der körperlichen, und das Problem an vielen Spielen hintereinander ist, dass der Kopf dann nicht mehr entspannen kann. Auch ein Flug bedeutet zusätzlichen Stress, selbst wenn es nur ein oder zwei Stunden sind“, sagt Schünemann. Seinen Spielern rät er, in den wenigen freien Stunden zwischen den Spielen möglichst nicht noch lange einkaufen zu gehen oder abends spät wegzugehen. „Es ist auch gut, mal das Handy auszulassen“, sagt Schünemann. Ein erholter Geist kann die Belastungen schneller wegstecken. Dass der Kopf viel ausmacht, sieht auch de Marées so: „Mit Motivation kann ein Spieler zumindest vorübergehend Erschöpfung ausgleichen.“ Um sich gut zu erholen, empfiehlt er keine vollkommene Ruhe: „Aktive Erholung, also moderate Bewegung, ist am besten.“

In der immer wiederkehrenden Diskussion über die Belastungsgrenzen der Spieler haben Verantwortliche von Klubs und Liga am Wochenende auch noch einmal heftig gestritten. Von „Wettbewerbsverzerrung“ sprach Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, und meinte damit die Spielpläne der Deutschen Fußball-Liga. Deren Präsident Reinhard Rauball entgegnete, dass für internationale Spiele der europäische Verband zuständig sei und die Bayern doch der Ansetzung von sechs Bundesligaspielen am Samstag und zwei am Sonntag genauso zugestimmt hätten wie die anderen. Nur hätten sie damals wohl nicht damit gerechnet, donnerstags im Uefa-Cup zu spielen statt ein oder zwei Tage vorher in der Champions League. Immerhin versprach Rauball, mit den übertragenden Fernsehsendern über ein Lösung zu reden. Das könnte bedeuten: drei Spiele am Sonntag. Der Samstag ist jedoch der attraktivste Spieltermin. Die Bundesliga müsste sich also entscheiden: Zeit oder Geld.

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