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Sport: Spielt auch mit uns!

Havanna will die Olympischen Spiele 2012 – und hat Leipzig etwas voraus

Havanna/Mexiko-Stadt. Havanna ist schon olympisch. In der kubanischen Hauptstadt gibt es bereits ein Olympiastadion. Und das, obwohl in der Stadt bisher keine Olympischen Spiele stattgefunden haben. Und das, obwohl der Stadt in internationalen Sportkreisen wenige Chancen eingeräumt werden, wirklich die Spiele 2012 austragen zu können. Beworben hat sich Kuba jetzt trotzdem – genau wie Leipzig.

Das „Estadio olimpico“ steht oft leer. Es liegt abseits, 15 Kilometer vor der Stadt. Die Arena wurde für die Panamerikanischen Spiele 1991 erbaut. Seitdem war dort nicht viel los. Außer ein paar Sportfesten, bei denen der kubanische Hochspringer Javier Sotomayor auftrat – jener Springer, der wegen Kokainmissbrauchs international gesperrt war.

Das letzte große Sportereignis auf kubanischem Boden ist zwölf Jahre her. Mehr als 5000 Athleten traten in Havanna in den olympischen Sportarten gegeneinander an. Seitdem ist Kuba überzeugt, auch die richtigen Spiele durchführen zu können. José Ramon Fernandez, Präsident des Kubanischen Olympischen Komitees, zeigte sich am Montag bei der Vorstellung der Kandidatur überzeugt, dass Havanna die Spiele bekommt. „Auf die bevorstehende Aufgabe sind wir bestens vorbereitet“, sagte Fernandez nüchtern. Fernandez, inzwischen 80 Jahre alt, ist ein Armeegeneral im Ruhestand.

Immerhin haben die Kubaner ein Konzept, das international angesagt sein könnte. „Bescheidene Spiele ohne großen Luxus“, versprach Fernandez und ging damit auf Wünsche im Internationalen Olympischen Komitee ein, das Ereignis zu verkleinern. Auch Leipzig (Motto: Spiele mit uns) versucht, auf diese Art und Weise zu punkten. Ein Olympiastadion hat die Stadt noch nicht, nur ein Zentralstadion.

„Im Zentrum der kubanischen Spiele sollen nicht Geld, Fernsehen oder Sponsoren stehen, sondern die Athleten“, sagte Fernandez. Der ehemalige Fünfkämpfer schilderte in abfälligem Ton, wie er 2000 in Sydney von der Ehrentribüne aus die Gesichter der Sportler nur per Feldstecher erkennen konnte.

Natürlich setzt Havanna auf den Bonus des Außenseiters. „Auch arme Länder und kleinere Städte haben ein Recht auf Olympia“, meint Fernandez. Ausschlaggebend sollten nicht allein die Anzahl der Hotelbetten oder ein modernes Transportsystem sein, ebenso müssten sportliche Verdienste eines Landes gewürdigt werden. Und da hat Kuba mit seinen elf Millionen Einwohnern viel zu bieten. Seit 1896 haben kubanische Sportler in 56 Wettbewerben olympisches Gold gewonnen, vor allem Boxer. Zum Vergleich: Die reiche Schweiz mit sieben Millionen Einwohnern schaffte bei Sommerspielen 42 Goldmedaillen, das riesige Mexiko mit 100 Millionen Einwohnern nur zehn.

Havanna bewirbt sich zum vierten Mal um Olympia; zwei Versuche scheiterten in den Zwanzigerjahren, und die Bewerbung für 2008 erreichte nicht mal die Endauswahl. Auch diesmal wird es schwer, die Vorauswahl der sechs internationalen Kandidatenstädte 2004 zu überstehen. Denn neben Havanna und Leipzig wird mit starken Bewerbungen von New York, Madrid, Moskau, Paris, London und Rio de Janeiro gerechnet.

Und es gibt noch ein Problem: Fidel Castro. Der kubanische Staatschef ist zwar sportbegeistert, aber in der internationalen Politik isoliert. Und einen Boykott der Spiele, etwa durch die USA, würde die olympische Familie wohl nicht in Kauf nehmen. Trotz Sportbegeisterung und Olympiastadion.

Martin Jordan

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