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© dpa

Sponsoren: Markt mit Handicap

Die Förderung des Behindertensports macht sich für Unternehmen bezahlt. Das belegt jetzt eine bundesweite Studie. Die Athleten haben es dennoch schwer.

Das Magazin „Fit for Fun“ ist bekannt für sportliche Models, perfekte Körper. Im Heft zur größten Sportmesse der Welt nahmen die fitten Blattmacher nun aber einen neuen Markt in den Focus: Die französische Firma UTY präsentierte bei der Ispo in München spezielle Winterbekleidung für behinderte Sportler. Rollstuhlfahrer müssen sich nicht mehr über Hosentaschen ärgern, die sie sowieso nicht benutzen können. Oder über zu kurze Jacken, die beim Sitzen kneifen. UTY gewann in diesem Jahr den „Brand New Award“ der Sportmesse Ispo in München.

Langsam kommt da etwas in Bewegung. Firmen entdecken Menschen mit Handicap als Zielgruppe – und Unternehmen engagieren sich als Sponsoren und Förderer im Behindertensport. Die Allianz ist schon seit 2006 aktiv, dem Jahr der Winterparalympics in Turin. Gemeinsam mit der Telekom macht sie sich als Förderer des deutschen „Top Teams“ stark. Mit zusammen 250 000 Euro Einsatz ermöglichen es die Konzerne, dass sich Athleten der deutschen Paralympics-Nationalmannschaft in Vorbereitung der Spiele teilweise oder ganz von der Arbeit freistellen lassen können. 13 der 20 Mitglieder des deutschen Teams gehören zum „Top Team“ für Kanada. Initiiert wurde diese Förderung vor vier Jahren in Turin von Bundespräsident Horst Köhler.

„Die Athleten betreiben absolut professionellen Hochleistungssport. Und das, obwohl sie nicht nur einen aufwendigen Alltag bewältigen, sondern ihren trainingsintensiven Sport auch mit einer vollen beruflichen Tätigkeit vereinbaren müssen“, sagt Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG. Wegen dieser Leis tungsbereitschaft haben Athleten mit Handicap für ihn „eine Vorbildfunktion“. Viele Behinderungen gehen Rupprecht zufolge auf Unfälle zurück, wie die Statistiken der Unfallversicherer zeigen würden. Die Zahlung einer Versicherungssumme oder die Rehabilitationsangebote seien in vielen Fällen „eine wichtige und notwendige Hilfe“. Somit fühlen sich auch langjährige Förderer wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung der paralympischen Bewegung eng verbunden. Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der DGUV, will durch sein Engagement der Öffentlichkeit „ein lebendiges Bild der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen“ vermitteln. Neu in der Arena ist die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände – sie ließ auch schon für die Sommerparalympics in Peking 2008 die augenzwinkernden Sendetrailer für die Übertragungen von ARD und ZDF produzieren.

Förderung des Behindertensports kommt bei der Bevölkerung an

Das Engagement zahlt sich aus – dies hat eine neue Studie des Marktforschungsinstituts „Sport + Markt AG“ bestätigt, die jetzt in der Berliner Repräsentanz der Telekom präsentiert wurde. „Die Befragung ergab, dass die Bevölkerung die Förderung des Behindertenleistungssports deutlich sympathischer bewertet als die Unterstützung des Spitzensports Nichtbehinderter“, sagt das „Sport + Markt“-Geschäftsführungsmitglied Stephan Schröder: „Die Verbindung mit dem Behindertensport verleiht dem Unternehmen eine hohe Akzeptanz.“ Die 1003 befragten sportinteressierten Deutschen zwischen 14 und 65 Jahren gaben sogar an, bei Paralympics-Sponsoren eher kaufen zu wollen. Die repräsentative Studie steht für eine Gesamtheit von fast 47 Millionen Bundesbürgern mit Sportinteresse. „Wenn mehr über den Behindertensport berichtet würde, würden sich auch mehr Leute dafür interessieren“ – auch das fanden viele Befragte.

Ob Visa, Bayer oder Samsung, Atos Origin oder Otto Bock, Coca Cola, VW, Audi, Lufthansa oder Deutsche Bahn – sie alle setzen auf die hohe gesellschaftliche Akzeptanz des Sportsponsorings mit Handicap. Adidas nutzte die Paralympics in Peking für eine landesweite Kampagne mit Behindertensport- Models. Die Telekom initiierte ein bundesweites Schulprojekt, bei dem sich Nichtbehinderte als Rollstuhlbasketballer versuchen. Die Deutsche Bahn fördert „Jugend trainiert für Paralympics“. Und die DGUV bittet Paralympioniken als Vorbilder zu einer Sportreha-Tour in Kliniken, um Unfallopfern zu Lebensmut zu verhelfen.

Dennoch: Bei den Medaillenprämien und den Fördersummen bleiben die Paralympics die kleine Schwester der großen Spiele. Die Sponsorensuche, sagen die Sportler, ist viel härter als der Wettkampf.

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