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Sport: Sport mit Leistung

Annette Kögel zieht eine Bilanz der Paralympics in Peking

Nur einmal war es wie in den alten Zeiten der Paralympics. Da prasselte Regen ins Pekinger Nationalstadion, die Zuschauer flüchteten und es war plötzlich fast so leer wie bei den Spielen in Athen vor vier Jahren. Ansonsten aber boten die Paralympics in Peking ein anderes Bild: Freie Sitze waren die Ausnahme. Es sollten nach dem Willen der Staatsführung die besten Weltspiele der Menschen mit Behinderungen werden. Und man kann sagen: China hat das Ziel erreicht. Noch nie hatten die Paralympics, vor wenigen Jahren noch ein Randereignis, eine so große gesellschaftliche und politische Bedeutung. Das Regime präsentierte eine Propagandashow mit Goldmedaillengüte. Doch die Spiele waren mehr als nur inszenierte Eigenwerbung.

Die Paralympics haben die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen verändert – und den Sport. Noch nie wurden für Zuschauer gewöhnungsbedürftige Sportarten wie Boccia von schwerstbehinderten Spastikern stundenlang live im Fernsehen übertragen, mit Behinderten als Ko-Kommentatoren. Noch nie haben so viele olympiareife Athleten aus so vielen Nationen wie Oscar Pistorius und Natalie du Toit derart viele Bestleistungen erzielt. Am Rand der Veranstaltung wurde darüber diskutiert, ob die Medien nicht noch mehr Medaillen- und Spielberichterstattung machen müssten wie bei Olympia, statt vornehmlich Sportler und ihr Schicksal in den Focus zu nehmen.

Die Paralympics sind dabei, ihren Platz im Leistungssport zu finden. Das zeigen die 1000 Dopingkontrollen von Peking – ein Rekord. Das zeigt auch der Medaillenspiegel. Länder, die massiv in den Behindertensport investieren und in denen Athleten mit und ohne Handicap gleichberechtigt gefördert werden, sind am erfolgreichsten: China, Großbritannien, die USA. Im deutschen Verband dagegen besteht noch Professionalisierungsbedarf.

Natürlich gab es auch Pannen und Peinlichkeiten. Siegerehrungen wurden nach seltsamen Protesten wiederholt, die Einordnung in verschiedene Schadensklassen bleibt undurchsichtig. Die Begeisterung bleibt dennoch haften. Beim Rollstuhltennis feierten die Chinesen mit La Ola – ohne Anweisung, ganz spontan.

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Annette Kögel

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