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Der eigene Schatten läuft mit.

© dpa

Sporthilfe-Studie: Warum betrügen Athleten?

Eine Studie der Deutschen Sporthilfe und der Sporthochschule Köln zeigt Existenzängste und den Erfolgsdruck im Sport. Sechs Prozent der Sportler gaben zu, regelmäßig zu dopen.

Berlin - Das Leben eines Sportlers scheint nicht ganz so schön zu sein, wie es sich die Zuschauer im Stadion oder am Fernseher vorstellen. Es gibt tatsächlich größere Existenzängste, und auch der Erfolgsdruck macht den Athleten mehr zu schaffen, als es von außen den Anschein erweckt. Die Deutsche Sporthochschule in Köln hatte in einer Studie im Auftrag der Stiftung Deutsche Sporthilfe nach Gründen dafür gesucht, warum Sportler dopen, den Ausgang ihres Wettbewerbs manipulieren und gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen.

Die Sporthilfe will mit den Ergebnissen ihr Förderkonzept verbessern. Und sie sieht sich durch diese Studie in ihrem Ansatz bestätigt: Sie will sich mehr um die Athleten kümmern, mehr bei Ausbildung und Berufsfindung unterstützen und weniger Prämien für einzelne Leistungen zahlen. „Es geht nicht darum, den Athleten 500 Euro in die Hand zu drücken und zu sagen: Jetzt siegt mal schön“, sagt Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe.

Dass ein erfolgreicher Sportler immer in Saus und Braus lebt, hatte schon eine vorangegangene Studie der Sporthochschule im Auftrag der Sporthilfe widerlegt. Bei einer Wochenarbeitszeit von 59 Stunden kommt der von der Sporthilfe geförderte Durchschnittssportler in Bundeskadern auf einen monatlichen Nettoverdienst von 626 Euro, hatte Christoph Breuer herausgefunden, Professor für Sportökonomie und Sportmanagement an der Sporthochschule. Diesmal fragte er nach gesundheitlichen Gefahren und Fehlverhalten der Sportler.

Von allen befragten Athleten der Sporthilfe sehen 58 Prozent Existenzangst und 89 Prozent Erfolgsdruck als Gründe dafür, warum Sportler Regeln brechen oder gesundheitliche Schäden in Kauf nehmen. Die Bevölkerung dagegen nahm die Ursachen in einer repräsentativen Befragung weniger dramatisch, nur 13 Prozent glauben an Existenzangst der Sportler, 64 Prozent an Erfolgsdruck als Ursache für Dysfunktionen des Spitzensports. In der Befragung gaben neun Prozent der Sportler an, unter depressiven Erkrankungen zu leiden, 10 Prozent unter Essstörungen. Es gibt hierbei jeweils einen grauen Bereich von etwa 40 Prozent, über den sich aufgrund der Erhebungstechnik nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob die Sportler nicht auch unter solchen Krankheiten leiden.

Sechs Prozent gaben zu, regelmäßig zu dopen. Bei über 41 Prozent der Befragten lässt sich auch hierbei keine Aussage treffen, es gibt also eine gewisse Dunkelziffer. An Doping, das hat die Befragung der Bevölkerung gezeigt, hat man sich inzwischen gewöhnt, die Befragten schätzten, dass 29 Prozent der Athleten regelmäßig zu Dopingmitteln greifen.

In das Förderkonzept hat die Sporthilfe weitere Elemente gebaut, um den Druck auf die Athleten vielleicht noch etwas abzufedern, ohne jedoch weniger Leistung von ihnen zu erwarten. „Wir wollen und müssen mehr für die duale Karriere tun“, sagte Ilgner. Wer Sporthilfe-Athlet ist, hat zum Beispiel schon ein Vorstellungsgespräch bei einem großen Telekommunikationsunternehmen sicher, diese Vereinbarung hat die Sporthilfe getroffen. „Unsere Förderung“, sagt Ilgner, „muss über das Materielle hinausgehen.“

Friedhard Teuffel

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