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Breite Brust. Diskuswerfer Robert Harting zelebrierte seinen WM-Titel in Daegu wieder auf spektakuläre Weise.

© dpa

Sportler des Jahres: Helden der Stadt

Eine Rheinländerin, ein Cottbuser, ein Bayer und eine Weltauswahl: Berlin hat seine Sportler des Jahres 2011 gewählt.

Beste Sportlerin
SABINE LISICKI

„Eine Auszeichnung gibt’s noch, die ich echt gerne bekommen würde... Berlins Sportler des Jahres!“, verkündete Sabine Lisicki am 16. November via Twitter. Vielleicht waren es ja die mehrfach wiederholten Botschaften an ihre knapp 27 000 virtuellen Anhänger, die der Tennisspielerin bei der Erfüllung dieses Wunsches geholfen haben. 3555 Stimmen reichten, um vor Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und der Modernen Fünfkämpferin Lena Schöneborn zum ersten Mal Berlins Sportlerin des Jahres zu werden. Es gab 2011 allerdings auch genügend gute Gründe, der in Florida lebenden Lisicki die Stimme zu geben. Am Ende des erfolgreichsten Jahres ihrer Karriere steht ein beeindruckendes Comeback von Platz 218 der Weltrangliste auf den 15. Rang, so hoch wie nie zuvor in ihrer Karriere. Die gebürtige Rheinländerin gewann in Birmingham ihr drittes WTA-Turnier und schaffte es in Wimbledon ungesetzt ins Halbfinale, nachdem sie die aktuelle French-Open-Siegerin aus dem Turnier geworfen hatte. Für dieses beachtliche Jahr hatte die Spielerinnenorganisation WTA der 22-Jährigen bereits die Auszeichnung „Comeback-Spieler des Jahres“ verliehen.

Bester Sportler
ROBERT HARTING

Er hat in diesem Jahr in Daegu nicht nur seinen Weltmeistertitel im Diskuswerfen verteidigt, sondern auch den im öffentlichen Trikotzerreißen. Kein Wunder also, dass Robert Harting bei dieser Sportlerwahl mit dem größten Vorsprung gewonnen hat, 4961 Stimmen erhielt er. Mit Berlino hat die Sportstadt Berlin ein Maskottchen, mit Harting den am besten geeigneten Repräsentanten. Erfolgreich in einer altehrwürdigen Sportart ist er, außerdem verfügt er über eine berlintypische große Schnauze, die manchmal aber auch nachdenklich leise sprechen kann. Das Istaf hat der 27-Jährige längst zu seinem Heimspiel gemacht, vor und nach seinen Würfen schallt sein eigenes Lied durchs Olympiastadion mit der einprägsamen Refrainzeile „Robert Harting“. Eine Stadt, eine Sportart, ein Athlet. Dass Harting in Cottbus geboren wurde – egal. Seine Stimmung kann so schnell schwanken wie die Laune Berlins. Mal selbstbewusst, mal zweifelnd, mal weiß er, was er will und im nächsten Moment schon wieder nicht. Zu der ganz großen Karriere fehlt eigentlich nur noch eine Olympiamedaille. Wenn es Gold würde, müsste das nächste Trikot dran glauben.

Bester Trainer
MARKUS BABBEL, HERTHA BSC

Markus Babbel hat sich zuletzt mal als Hobby-Soziologe versucht und das Wesen des Berliners ergründet. Seine Forschungsergebnisse (große Klappe, wenig Eifer) haben sich im Nachhinein als nicht vollständig erwiesen. Der Berliner ist außerdem: wenig nachtragend. Sonst hätte er Babbel nicht zu Berlins Trainer des Jahres gewählt. All die Nebengeräusche – Babbels vermeintlich mangelnde Identifikation mit der Stadt, seine Anhänglichkeit an München, die Hinhaltetaktik bei der Vertragsverlängerung – haben offensichtlich keine Rolle gespielt. Über allem steht der sportliche Erfolg. Und der ist eindeutig. Babbel hat sich als Aufstiegstrainer in der Vereinschronik von Hertha BSC verewigt. Dass er mit dieser hochrangig besetzten Mannschaft eigentlich gar nicht anders konnte, als aufzusteigen, spricht nicht gegen den 39-Jährigen. Man muss mit einem solchen Anspruch erst einmal zurechtkommen und das Ziel derart souverän verwirklichen, wie Hertha es geschafft hat. Das lag auch und vor allem an Babbel, der sich selbst in der größten Aufregung rund um den wichtigsten Verein der Stadt immer seine bayrische Ruhe bewahrt hat.

Beste Mannschaft
FÜCHSE BERLIN

Immer wieder einmal erzählt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning von seinem Start 2005 in Berlin. Von den 350 Zuschauern in der Zweiten Liga und einer Jahreseinnahme von 1038 Euro. Welche Entwicklung die Füchse seitdem genommen haben, zeigt ihr Ist-Zustand zum Ende der vergangenen Saison. Der Zuschauerschnitt in der Max-Schmeling-Halle liegt längst jenseits der 8000er-Marke, mit Platz drei in der Handball-Bundesliga sind die Füchse nicht nur zu einem Spitzenteam in Deutschland gereift, sondern haben auch den Sprung in die höchste europäische Liga geschafft. Vor dem heutigen Champions-League-Spiel in Kielce (15.30 Uhr, live bei Eurosport) befindet sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson auf Achtelfinalkurs. Was den Aufstieg zusätzlich aufwertet, ist, dass er laut Hanning mit dem halben Etat anderer Spitzenklubs und ohne Schulden erreicht wurde. Auf diese Weise haben sich die Füchse zu einer starken Marke in der Stadt entwickelt, deren Leitbilder wie Silvio Heinevetter, Kapitän Torsten Laen, Sven-Sören Christophersen oder Iker Romero auch international zu Werbeträgern für Berlin geworden sind.

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