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Sport: Sportlicher Konkurs

Die willenlosen Dortmunder Borussen haben Glück, dass sie beim FC Bayern nur 0:5 verlieren

Vor dem Spiel hatte Hasan Salihamidzic noch Befürchtungen: „Die haben jetzt ein Alibi“, sagte er. „Wenn sie verlieren, sagt jeder, das wäre okay bei diesen Problemen.“ Es war als Warnung an seine Mitspieler vor einem gefährlichen Gegner gedacht. Die Frage, ob die Profis von Borussia Dortmund dieses vermeintliche Alibi anführen konnten oder nicht, war bereits nach sechs Minuten mit nein beantwortet. Schon bei den Toren von Salihamidzic (4.) und Roy Makaay (6.) zeigten sich die Dortmunder auf eine Art und Weise hilflos, die bei den Verantwortlichen im Verein sicher jede Lust auf Fragen nach einer Ausrede vergehen ließen. Das Spiel war entschieden, und eine Vorführung begann: 53 000 Zuschauer wurden Zeuge, wie die Bayern den Konkurrenten von einst mit 5:0 blamierten.

Mit zehn Punkten aus vier Spielen war der BVB vor der Partie immerhin das zweitbeste Team der Rückrunde. Doch gestern spielten die Dortmunder wie eine Mannschaft, die gerade erfahren hat, dass ihr Zwangsabstieg bereits beschlossene Sache ist. Die Münchner hingegen ließen auch nach der frühen Führung nicht nach. Vor allem das Offensivtrio mit Mehmet Scholl, Claudio Pizarro und vor allem Makaay machte mit der paralysierten Dortmunder Abwehr, was es wollte. Immer wieder spielten die Bayern einfache, schnelle Pässe in die Spitze, und fast jedes Mal führte das zu einer guten Torchance.

In der 28. Minute zeigten die drei vordersten Bayern-Angreifer eine Kombination, die ihr Trainer Felix Magath nach dem Spiel einfach nur „wunderbar“ nannte: Pizarro spielte mit seinen beiden Kollegen jeweils einen feinen Doppelpass, bevor er den Ball mit den Außenrist zum 3:0 ins Tor schlenzte. Sechs Minuten später war wieder Makaay dran, als er eine schöne Scholl-Vorlage durch die Beine von Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller zum 4:0 einschob. Die Dortmunder zeigten weiter keine Gegenwehr. Erst in der 42. Minute musste Bayern-Torwart Oliver Kahn zum ersten Mal eingreifen – er wollte einen Rückpass von Robert Kovac vor dem Toraus retten.

Zur Pause reagierte Dortmunds Trainer Bert van Marwijk und schickte Tomas Rosicky für Mark-Andre Kruska aufs Feld, wenig später gab zudem der Stürmer Ewerthon nach einer Verletzungspause sein Comeback. Auch Magath, der auf den verletzten Michael Ballack verzichten musste und trotzdem die Mittelfeldspieler Torsten Frings, Owen Hargreaves, Bastian Schweinsteiger und Sebastian Deisler zunächst auf der Bank ließ, wechselte jetzt munter ein und aus. Doch auch die Wechsel änderten nichts am Spielverlauf.

In der 54. Minute spielte Scholl erneut Makaay frei, der mit seinem zwölften Saisontreffer den 5:0-Endstand erzielte. Die beiden Tore, die er an diesem Tag nicht selbst erzielte, hatte der überragende Niederländer direkt vorbereitet. „Nach der Niederlage vergangene Woche hatten wir was gutzumachen“, sagte Makaay nach dem Spiel. Die desolate Dortmunder Leistung wollt er nicht für die Höhe des Erfolgs verantwortlich machen: „Wir haben sie einfach nicht ins Spiel kommen lassen.“ Ein Punkt, in dem er Unterstützung von seinem Trainer bekam: „Wir haben heute unsere stärkste Halbzeit in dieser Saison gespielt“, sagte Felix Magath. „Es hat Spaß gemacht, heute zuzuschauen.“ Alleine der eingewechselte Deisler hätte das Ergebnis bei seinen drei Großchancen noch deutlich erhöhen können. Doch die Münchner schonten sich in der zweiten Halbzeit für das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen den FC Arsenal.

Die Dortmunder hingegen rangen nach dem Spiel um Fassung. Bert van Marwijk mühte sich, die richtigen Worte zu finden – was ihm gelang: „Wir waren nicht wir selbst“, sagte der Trainer. „Ich kann mir das nicht erklären. Ein Komplettausfall meiner Mannschaft.“

Moritz Küpper[München]

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