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Der Nachdenker von Athen. Neven Subotic (r.) grübelt über die erneute Niederlage in der Champions League. Foto: dpa

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Sport: Sportlicher Rettungsschirm

Borussia Dortmund engagiert sich mit der Pleite in Piräus aktiv in der Griechenland-Hilfe

So hatten sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund die Rückkehr in die Champions League sicherlich nicht vorgestellt: Mit Müllbergen auf dem Gehsteig, Tränengaspatronen und kriegsähnlichen Szenarien in der Innenstadt von Athen. Vor allem die Dortmunder Edelfans, die in einem Fünf-Sterne-Hotel gegenüber des Parlaments miterleben mussten, wie Steine geworfen und Tränengas versprüht wurde, waren geschockt. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke berichtete, er habe „sehr viele Anrufe von besorgten Mitarbeitern bekommen und live gehört, wie die Molotow-Cocktails nur so flogen. Nebenan brannte ein Appartement aus.“ Die Erlebnisse seien traumatisch gewesen, „die Leute hatten extreme Angst“. Watzke kritisierte den Verband Uefa für die Ansetzung der Champions-League-Begegnung bei Olympiakos Piräus an einem Tag, an dem massive Kundgebungen angekündigt worden waren. „Man hätte sich vielleicht mehr Gedanken machen sollen.“ So wird der erste Champions-League-Auftritt von Borussia Dortmund in Griechenland gänzlich als schwarze Episode in die Vereinsgeschichte eingehen.

Denn nicht nur die Rahmenbedingungen waren schlimm, auch der Auftritt auf dem Rasen des Karaiskakis-Stadions ließ frustrierte Protagonisten zurück. Mit 1:3 (1:2) verlor Dortmund und ist mit nur einem Punkt aus drei Partien auf den letzten Platz der Gruppe F zurückgefallen. Nach Toren von Helebas, Djebbour und Modesto für die Gastgeber – für Dortmund traf Lewandowski zum zwischenzeitlichen Ausgleich – ist das Erreichen des Achtelfinals der Champions League in weite Ferne gerückt. Nun gelte es in erster Linie, „Platz drei zurückzugewinnen“, sagte Watzke, „alle anderen Gedanken sollten wir ganz weit weg schieben“.

Wie schon in den Begegnungen zuvor vergab das junge Ensemble im Angriff beste Möglichkeiten und produzierte hinten solch stümperhafte Fehler, dass der Gegner gern zugriff und am Ende klar gewann. Bislang war Olympiakos mit zwei Niederlagen belastet, dann kam der Deutsche Meister und spannte den sportlichen Rettungsschirm. „Wir scheitern immer wieder an unseren Unkonzentriertheiten“, sagte Trainer Jürgen Klopp. „Als talentiert, aber erfolglos bezeichnet zu werden, ist wirklich schlecht.“

Warum es Dortmund auf internationaler Ebene nicht gelingt, die Fehler zu minimieren, erscheint unergründlich. Die Spieler sind sich selbst ein Rätsel. „Unsere Gegner müssen sich überhaupt nicht anstrengen“, sagt Mats Hummels. „Die schießen drei Mal aufs Tor und treffen drei Mal, wir betreiben dagegen einen unheimlichen Aufwand, aber es gelingt uns einfach nicht, uns dafür zu belohnen.“ Tatsächlich ist der Ist-Zustand der Borussia im internationalen Geschäft besorgniserregend. In allen drei bisherigen Spielen gelang es Dortmund mit enormem Aufwand, sich mehr Ballbesitz, mehr Tormöglichkeiten und mehr Laufleistung zu erarbeiten. Doch solche Zahlen nutzen nichts.

Konnten sich die Dortmunder bislang noch in die romantische Vorstellung flüchten, zwar erfolglos, aber immerhin schön zu spielen, war selbst dieser seelische Haltegriff in Piräus aufgrund der schlimmen zweiten Halbzeit hinfällig. „Wir haben überhaupt keine Chancen mehr kreiert und völlig zurecht verloren“, kritisierte Watzke: „Da gibt es nichts zu beschönigen.“ Genau wie Dortmunds Geschäftsführer trat auch der Rest der schwarz-gelben Belegschaft mit dem Gefühl die Heimreise an, in Piräus einen Tiefpunkt erlebt zu haben, der noch länger nachhallen könnte. Watzke resümierte: „Das war von Anfang bis Ende ein schrecklicher Tag.“

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