zum Hauptinhalt

Sport: Sprachloser Meister Kasparows Debakel in den Niederungen des Europacups

Garry Kasparow hat die Schachwelt entzweit, Gegner belächelt und Privilegien genossen. Das Verhältnis zu manchen Kollegen ist kühl.

Garry Kasparow hat die Schachwelt entzweit, Gegner belächelt und Privilegien genossen. Das Verhältnis zu manchen Kollegen ist kühl. Doch Kasparow, 40 Jahre alt und seit fast 20 Jahren die Nummer eins der Weltrangliste, macht das, was man von einem Schachprofi vor allem erwarten sollte: Er spielt Schach. Die beiden amtierenden Weltmeister der rivalisierenden Verbände, Ruslan Ponomarjow und Wladimir Kramnik, taten dies zuletzt weniger. Ponomarjow ließ sogar seinen für September geplanten WM-Kampf gegen Kasparow platzen. Dieser nutzte nun die frei gewordene Zeit, um sich beim Europacup für Vereinsmannschaften unters Schachvolk zu mischen, in der Nähe von Rethymnon auf Kreta. Mit einer Sondererlaubnis durfte Kasparow für die russische Mannschaft Ladja Kasan spielen.

Der Russe zog gewohnt energisch auf, gewann die ersten vier Partien. Doch am Samstagabend wurde nicht seine Mannschaft als Sieger geehrt, sondern der favorisierte Klub NAO Paris. Und Kasparow hatte durchaus Anteil am Misserfolg Kasans, das bis zur vorletzten Runde die Führung gehalten hatte: Im Vergleich mit der israelischen Mannschaft aus Beer Sheva unterlief ihm der vielleicht gröbste Fehler seiner Karriere: Er übersah gegen Großmeister Alexander Huzman eine einfache Kombination, gab nach nur 22 Zügen auf und eilte wortlos aus dem Saal. Kurz wie diese Niederlage fiel auch noch zwei Tage danach seine Antwort auf eine Interviewanfrage aus: „Ich will nicht reden.“ Nach seinem Blackout auf Kreta reichte es für Kasan gegen Beer Sheva gerade noch zu einem 3:3-Unentschieden – und am Ende sogar nur zu einem fünften Tabellenplatz.

NAO Paris – angeführt von den Großmeistern Grischuk, Swidler und Adams – gewann schließlich souverän. „Kasparows Niederlage war sicherlich ein entscheidender Moment, danach konnten wir vorbeiziehen“, sagte Joel Lautier, der selbst fünf Punkte aus sechs Partien für NAO sammelte.

Huzman – Kasparow (Kreta 2003) 1.Sf3 d5 2.d4 Sf6 3.c4 c6 4.Sc3 e6 5.e3 a6 6.b3 Lb4 7.Ld2 0–0 8.Ld3 Sbd7 9.Dc2 Ld6 10.Se2 c5 11.0–0 b6 12.cxd5 exd5 13.Sg3 Lb7 14.Sf5 Lc7 15.dxc5 bxc5 16.b4 c4 17.Le2 Se4 18.Lc3 Sxc3 19.Dxc3 Sf6 20.Tfd1 Lc8?? (Kasparows Blackout. Offensichtlich will er den störenden Springer f5 vertreiben und seinen Läufer effektiver platzieren, übersieht dabei jedoch eine einfache Kombination. Hätte er zunächst 20...Te8 gespielt, wäre seine Position völlig in Ordnung.) 21.Txd5! (Die Widerlegung. Schwarz büßt zwei Bauern ein und verbleibt in einer hoffnungslosen Lage; denn der Turm kann nicht gut genommen werden: 21...Dxd5? 22.Se7+ Kh8 23.Sxd5 bzw. 21...Sxd5? 22..Dxg7 matt.) 21...De8 22.Lxc4 aufgegeben 1:0.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false