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Spreefüxxe: Handball ist ihr Hobby

Auch abseits der großen Profiligen gibt es jede Menge Vereine, die sich um den Sport in Berlin verdient gemacht haben. In unserer Serie stellen wir einige von ihnen vor, diesmal: die Handballfrauen der Füchse Berlin - kurz Spreefüxxe genannt.

Alles fing mit einem Freundschaftsdienst an. „Und wie das so ist bei alten Freunden: man kann schwer nein sagen“, sagt Britta Lorenz, „auch wenn die Situation schwierig erscheint“. Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass die heute 46-Jährige von Bob Hanning angesprochen wurde. Dem Manager von Handball-Bundesligist Füchse Berlin ging es um die Frauen-Mannschaft des Vereins, die sich 2009 nach einem Zusammenschluss des ehemaligen Bundesligisten SV Berliner VG 49 und der Reinickendorfer Füchse gerade neu gegründet hatte: unter dem Namen BVB-Füchse Berlin. Oder im PR-Sprech: Spreefüxxe. Sportlich lief es damals zwar ganz gut, die Mannschaft hatte sich gerade für die Bundesliga-Relegation qualifiziert – Probleme gab es dennoch. „Wir hatten viele gute Spielerinnen, aber keine gute Mannschaft“, sagt Britta Lorenz. Das Team verpasste den Aufstieg und musste im Jahr darauf sogar den Gang in die Regionalliga antreten. Nach dem Abstieg standen ganze vier Spielerinnen im Kader, einen Trainer gab es auch nicht mehr. Das passte so gar nicht zu der Aufbruchsstimmung im Verein, der sich selbst gern als Familie bezeichnet. „Es war unvermeidlich“, sagt Lorenz, „wir mussten einen Neustart machen“.

In der Zwischenzeit sind die Füchse-Handballerinnen wieder die ranghöchsten in Berlin. Nachdem sie in der Saison 2011/12 verlustpunktfrei durch die Regionalliga marschierten, spielen sie wieder in der Zweiten Bundesliga. Zu den Heimspielen in der Sömmeringhalle kommen bis zu 500 Zuschauer, nach der Hinrunde belegt das Team als Aufsteiger Rang drei. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Lorenz. Die Managerin, die zu aktiven Zeiten in Flensburg und bei der HSW Humboldt Bundesliga-Erfahrung sammelte, hat ein neues, junges Team zusammengestellt, darüber hinaus verpflichtete sie einen renommierten Trainer: Dietmar Rösicke betreute einst die Frauen des Frankfurter HC, mit denen er 2004 die Deutsche Meisterschaft gewann. „Das Gesamtpaket stimmt wieder“, sagt Lorenz, „wir spielen gut und haben Spaß dabei“. Und die Managerin muss es wissen, sie ist das, was Hanning für den Männerbereich verkörpert: die Person, bei der alle Fäden zusammenlaufen. „Wir sind vom Typ Mensch her sehr ähnlich“, bestätigt Lorenz, „keiner von uns beiden kann fünf Minuten still sitzen, wir müssen immer etwas zu tun haben, idealerweise etwas mit Handball“.

Im Gegensatz zur Männermannschaft gehen die Füchse-Frauen allesamt einem bürgerlichen Beruf nach, Handball ist für sie in erster Linie Hobby. Trainer Rösicke fährt mehrmals in der Woche von seinem Wohnort im brandenburgischen Neuruppin zum Training nach Berlin. „Die meisten von uns arbeiten, einige studieren. Alle sind mit dem Herzen dabei“, sagt Lorenz. Ohne eine gehörige Portion Eifer ließe sich das allwöchentliche Programm mit fünf Trainingseinheiten plus Spiel kaum bewerkstelligen. Um Gehälter zahlen zu können, ist der Etat im Moment viel zu klein, er liegt im unteren sechsstelligen Bereich, weshalb die Spielerinnen lediglich eine Aufwandsentschädigung erhalten. „Für die Bundesliga benötigt man etwa eine Million Euro“, sagt Lorenz.

Ein langfristiges Ziel ist der Aufstieg in die höchste Spielklasse trotzdem. „In den nächsten fünf Jahren wollen wir diesen Sprung schaffen“, sagt Lorenz. Und während die Managerin so in den Geschäftsräumen ihres Arbeitgebers am Potsdamer Platz sitzt und aus dem Fenster schaut, klingt sie fast wie ihr Freund Bob Hanning, wenn er über Handball spricht. „Ich habe ein Vision“, sagt Lorenz. „Irgendwann soll die Situation so sein wie aktuell in Göppingen.“ Der dort beheimatete Handball-Klub Frisch Auf ist der einzige in Deutschland, der sowohl im Männer- als auch im Frauenbereich ein Team in der ersten Liga stellt.

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