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Sport: Springreiten: For Pleasure und Goldfever

Zwischen Gold und gar nichts: Deutschlands Springreiter schwankten zwischen den Extremen, ehe sie an einem dramatischen Tag in Sydney doch noch ein Happy-End erlebten. Mit einem der knappsten Vorsprünge in der olympischen Reitgeschichte holten sich Marcus Ehning mit For Pleasure, Otto Becker mit Cento, Lars Nieberg mit Esprit und Ludger Beerbaum mit Goldfever zum achten Mal die Mannschafts-Goldmedaille.

Zwischen Gold und gar nichts: Deutschlands Springreiter schwankten zwischen den Extremen, ehe sie an einem dramatischen Tag in Sydney doch noch ein Happy-End erlebten. Mit einem der knappsten Vorsprünge in der olympischen Reitgeschichte holten sich Marcus Ehning mit For Pleasure, Otto Becker mit Cento, Lars Nieberg mit Esprit und Ludger Beerbaum mit Goldfever zum achten Mal die Mannschafts-Goldmedaille.

Nach zwei Umläufen und acht Ritten pro Team trennte das deutsche Quartett nur ein Fehlerpunkt von den zweitplatzierten Schweizern. "Ich habe so viele Championate mitgemacht. Aber dieses Auf und Ab habe ich noch nie erlebt", sagte der Bundestrainer Herbert Meyer ergriffen. Zum Abschluss seiner 14-jährigen Amtszeit stellte er mit seinen Reitern einen Rekord auf. Noch nie hatte eine Springreiter-Nation zunächst einen Olympiasieg gefeiert, dann sämtliche Championats-Titel hintereinander und erneut olympisches Gold gewonnen.

An einem denkwürdigen Tag wurden im Horsley Park Geschichten geschrieben, die nur bei Olympia möglich sind. Otto Becker, der seit Jahren auf einen wichtigen Titel wartete und nicht als der Nervenstärkste galt, verblüffte mit zwei Nullrunden. "Ich wusste, was mein Hengst Cento kann, und habe alles auf mich zukommen lassen", sagte der 41-Jährige. Marcus Ehning legte mit einem Nullfehlerritt im ersten Umlauf die Grundlage zum Erfolg. Sein Pferd, For Pleasure, half zum zweiten Mal mit, Gold zu gewinnen. Vor vier Jahren in Atlanta war noch Lars Nieberg in seinem Sattel gesessen. Nieberg brachte seine Equipe wieder in Front. "Lars hat die entscheidende Runde gedreht und das Ruder rumgeworfen", lobte Beerbaum.

Er selbst durfte sich über seine vierte Goldmedaille bei seinen vierten Olympischen Spielen freuen. Doch anders als in den Jahren zuvor war der 37-Jährige diesmal der Schwachpunkt und lieferte mit Goldfever die Streichresultate. Becker tröstete ihn: "Er hat so oft für uns die Karre aus dem Dreck gezogen. Er hat es verdient, dass wir sie diesmal für ihn rausgeholt haben."

Der größte Held des Tages stand aber am Rande. Seit 1986 betreute Herbert Meyer die Springreiter. Er war der Vater aller Erfolge. "Er hat es immer geschafft, die unterschiedlichen Charaktere in einen Team zusammenzuführen", sagte Otto Becker. Mit dem Sieg in Sydney erfüllten die Reiter Herbert Meyer den sehnlichsten Wunsch. Bei der Siegerehrung in der Abenddämmerung stand er weit hinter dem Podest. Als von den Rängen "Herbert-Herbert"-Rufe schallten, flossen bei ihm die Tränen.

Am Sonntag kann Meyers Erfolgsbilanz noch erweitert werden. Im Einzel-Finale der besten 45 nach drei Qualifikationsprüfungen, in das alle Reiter mit null Fehlerpunkten starten, sind Marcus Ehning, Otto Becker und Lars Nieberg dabei. Ludger Beerbaum muss am Sonntag zuschauen. "Das ist auch eine neue Erfahrung für mich", meinte er.

Bei so viel Emotionen bei den Siegern ging die Tragik der Franzosen unter. Bis zu ihrem letzten Reiter Philippe Rozier lagen sie dicht hinter den Deutschen. Doch Rozier war der Situation nicht gewachsen und verursachte gleich drei Abwürfe. Die Schweizer zogen an den Franzosen vorbei. Im Stechen um Bronze scheiterte Frankreich schließlich an den Brasilianern.

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