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Sprung in die Bundesliga. Vor den Augen von Präsident Littmann feiern Deniz Naki und Fabio Morena (l.) den Aufstieg. Foto: ddp

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Sport: St. Pauli macht sich schön

Der Hamburger Klub entfernt sich mit dem Aufstieg von seinen Wurzeln

Unzählige Fans stürmten mit dem Schlusspfiff den Platz, natürlich friedlich. 9000 Anhänger des FC St. Pauli waren mit nach Fürth gekommen und feierten den Aufstieg in die Bundesliga. Auch auf der Reeperbahn in Hamburg feierten 10 000 Anhänger. Zur Halbzeit hatte ihre Mannschaft noch 0:1 hinten gelegen, am Ende aber siegte sie mit viel Energie 4:1 und ist bei drei Punkten Vorsprung und der nun um 16 Treffer besseren Tordifferenz gegenüber dem FC Augsburg am letzten Spieltag praktisch nicht mehr vom zweiten Tabellenplatz der Zweiten Liga zu verdrängen. „Es ist doch wunderschön, dass wir uns mit solchen Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen messen dürfen“, sagte Trainer Holger Stanislawski. „Und es wird wieder zwei Derbys in Hamburg geben. Das wird einer Weltstadt wie Hamburg gut tun.“

Für St. Pauli hat eine neue Zukunft begonnen. Der Klub wird professioneller werden und sich weiter von seinen Wurzeln entfernen. Das beschauliche Trainingsgelände an der Kollaustraße im Hamburger Nordwesten soll bis 2012 bundesligatauglich werden, mit Kunstrasenplätzen, neuen Kabinen und Rasenheizung. Eigentlich kann niemand etwas gegen die schmucke neue Heimat im Stadtteil Lokstedt haben. Wäre da nicht der geplante Abriss der alten Baracke. Hier ziehen sich die Profis um und werden massiert, hier residiert auch die Fankneipe „Zügellos“. Ein Ort, in dem sich Profis und Fans jeden Tag trafen; die einen kamen aus der Kabine, die anderen saßen bei Bier oder Kaffee. Nun ist der Protest groß, weil aus Sicht der Anhänger wieder ein Stück Volkstümlichkeit verloren geht.

„Fußball ist keine Sozialutopie“, sagt Stanislawski. Mit dem Getue der Fans um ihren ach-so-anderen Totenkopfklub, dem Gerede um die Freibeuter der Liga, den Kiezklub mit der besonderen Mission, mit all diesen St. Pauli zugeschriebenen Attributen kann der Trainer wenig anfangen. Er war schon alles beim FC: Spieler, Vizepräsident, Manager, nun Trainer. Einer der begehrtesten Jungtrainer ist er geworden. Hannover, Gladbach und Bochum wollten ihn schon. Der Aufstieg mit St. Pauli wird seinen Marktwert auch deswegen steigern, weil er dem traditionellen Kämpferklub das feine Spiel beigebracht hat. St. Pauli hat die meisten Tore der Zweiten Liga geschossen. Und Stanislawski hat so viele Talente in die Profimannschaft geführt, dass die gute Nachwuchsarbeit des Klubs endlich fruchtet.

Auch in der Bundesliga soll die offensive Spielweise leicht modifiziert vorgeführt werden. Die Profis Hain, Lehmann, Takyi und Ebbers bleiben die Gerüstspieler, zwei, drei neue Profis sollen kommen, der Etat wird auf knapp 40 Millionen Euro verdoppelt. Bei den Finanzen steht der FC St. Pauli dank Präsident Corny Littmann gesünder da denn je, Finanzspritzen des Theaterbesitzers werden nicht mehr benötigt, auch, weil es bald ein wettbewerbsfähiges Stadion gibt – als stolzer Bundesligist wird St. Pauli im August auch wieder eine Haupttribüne haben.

Noch aber ist St. Pauli erst einmal mit anderen Dingen beschäftigt. Am Montag empfingen Hunderte Fans die Mannschaft am Flughafen mit Sprechchören. Richtig gefeiert wird aber erst am nächsten Sonntag nach dem Heimspiel gegen Paderborn. Es kündigt sich eine Non-Stop-Party an, schließlich steht am 15. Mai auch noch die 100-Jahr-Feier des Vereins an. „Wir werden jetzt 14 Wochen lang durchfeiern“, kündigte Torjäger Marius Ebbers an.

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