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Das Kreuz mit dem Kreuz: Die Umsätze von Oddset sinken immer weiter.

© dpa

Staatliche Sportwette: Erst Bratwurst, dann Tippabgabe

Mit neuen Vorschlägen kämpft die staatliche Sportwette gegen ihren Absturz. Denn die Quoten der anderen Anbieter sind attraktiver, und Wetten lässt sich bei ihnen leicht im Internet, auch noch während des Spiels.

Berlin - Direkt zwischen Bratwurststand und Trikotverkauf könnten im Fußballstadion künftig Automaten stehen. Spielautomaten, an denen die Fans Wetten auf den Ausgang der Partie abschließen können. Nicht bei einem x-beliebigen Anbieter, sondern ausschließlich bei Oddset. So wünschen es sich die staatlichen Lotteriegesellschaften, um ihre angeschlagene Sportwette Oddset vor dem weiteren Absturz zu bewahren.

Damit haben sich am Mittwoch in Berlin auch die Ministerpräsidenten der Bundesländer beschäftigt. Der Glücksspielstaatsvertrag läuft schließlich 2011 aus, und während die Länder das Monopol beim Lotto beibehalten wollen, besteht bei den Sportwetten ein Dissens. Einige Länder, vor allem die von der SPD regierten, wollen das Monopol mit Oddset beibehalten, alle anderen Anbieter blieben dann wie bisher illegal.

Das Problem daran ist, dass die Umsätze von Oddset immer weiter sinken. 185 Millionen Euro im Jahr sind noch übrig, insgesamt würden dagegen 7,8 Milliarden Euro im Jahr bei Sportwetten umgesetzt, wie eine Studie geschätzt hat. Selbst wenn diese Zahl deutlich zu hoch angesetzt sein mag, den Absturz von Oddset macht dies auch nicht besser. Die Quoten der anderen Anbieter sind attraktiver, und wetten lässt sich bei ihnen leicht im Internet, auch noch während des Spiels.

Der Deutsche Olympische Sportbund fordert daher eine kontrollierte Öffnung des Sportwettenmarkts. Er fürchtet um seine Einnahmen, die ihm regelmäßig aus dem staatlichen Glücksspiel zufließen. Der Staat solle Lizenzen vergeben, und die Anbieter müssten dafür eine Abgabe zahlen, die dem Sport zugute kommt. Bisher zahlen sie nicht, es darf sie ja auch formal gar nicht in Deutschland geben. Jörg Wacker, Geschäftsführer des Großanbieters Bwin, sagt: „Bei der Sportwette ist ein Konzessionsmodell dringend erforderlich, um den riesigen Schwarzmarkt in den Griff zu bekommen.“ Der Sport würde erheblich von einer Öffnung profitieren, auch durch neue Sponsorenverträge mit den dann erlaubten Anbietern. Davon sind auch einige von der CDU geführte Landesregierungen überzeugt.

Der Deutsche Lotto- und Totoblock hält nun in diesem Argumentationsgefecht mit einem eigenen Vorschlag dagegen: dem eines optimierten Monopols. Oddset solle mehr Geld ausschütten als bisher, mehr und bessere Werbung machen, Wettterminals in Stadien aufstellen und auch im Internet Wetten anbieten, das würde die Umsätze von Oddset erhöhen und dem Sport 75 Millionen Euro zusätzlich einbringen.

Gerade mit dem Internet ist es jedoch so eine Sache. Das Bundesverfassungsgericht hatte für die Beibehaltung des Monopols eine inhaltliche Begründung verlangt. Die fand sich in der Suchtprävention. Wenn nur der Staat Sportwetten anbietet und das auch noch dezent, würde die Spielsucht eingedämmt. Daraufhin hatte Oddset sein Internetangebot eingestellt. Jetzt könnte es wieder aufleben. Wer dem Sport mehr Geld bringt, eine optimierte Oddset-Wette oder neu zugelassene private Anbieter, darüber gibt es keine Einigkeit. Dafür aber darüber, dass Wetten im Internet und Suchtprävention sich nicht ausschließen. Jörg Wacker sagt: „Das Internet ist der beste Kontrollmechanismus gegen Manipulation und Spielsucht, den man sich vorstellen kann. Denn jeder Kunde muss sich erst registrieren.“

Im Februar wollen die Landesregierungen weiter über die Wetten verhandeln und im März eine Entscheidung treffen.

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