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Sport: Stall voller Hoffnung

Auf der Galopprennbahn Hoppegarten beginnt Ostersonntag eine entscheidende Saison

Hoppegarten. Call me Big schaut durchs Fenster in die Sonne. Die Strahlen fallen in seine Stallbox. Der sechsjährige Hengst muss seine Nase nach oben strecken, damit er durch die kleine Luke nach draußen schauen kann. Doch der Hengst genießt die kleine Anstrengung, denn die Sonne wärmt sein Fell, und das ist derzeit noch nicht oft der Fall. Für Call me Big gehört die Streckung ohnehin zu den kleineren Mühen, denn der braune Hengst ist eines der eifrigsten Rennpferde auf der Galopprennbahn Hoppegarten und das erfolgreichste, das dort derzeit in den Ställen steht. Kein anderes aktives Pferd hat mehr Siege erlaufen als Call me Big.

Nicht mal sein drei Jahre älterer Halbbruder König Shuffle. Dafür ist er aber das Pferd mit der derzeit höchsten Gewinnsumme unter den Hoppegartenern. Was beide gemeinsam haben, ist ihr Vater Big Shuffle, was sie trennt, ist die Chance, an diesem Wochenende ihre Rekordstellung auszubauen. Während König Shuffle am Ostersonntag bei der Saisoneröffnung (Beginn 14 Uhr) läuft, muss Call me Big mit der Sonne im Stall vorlieb nehmen. Trainer Eckhard Gröschel hat in diesem Jahr noch einmal Großes mit ihm vor und will ihn deshalb noch schonen.

Anders Martin Rölke, er lässt seinen Schützling früh in die Saison ziehen. Der Hasseröder Sprint-Cup ist die erste Vorbereitung für ein erfolgreiches letztes Jahr. „Vielleicht wird er in diesem Jahr noch ein Gruppe-Rennen laufen“, sagt Rölke. Die Champions League für die Galopper wäre ein glänzender Abschluss – für seinen neuen Besitzer. Denn das Sprint-Ass ist im Sommer zu Steffen Hahnemann und Diana Jankowiak nach Leipzig gewechselt, bleibt aber bei Rölke im Training. Doch erst heißt es am Sonntag für König Shuffle: Heimspiel gegen starke Gegner. Das Hauptrennen zum Saisonauftakt auf der Galopprennbahn ist mit 20 000 Euro gut dotiert und daher stark besetzt.

Doch nicht die beiden Veteranen sind die neue Hoffnung für die Galopprennbahn, das wirklich Innovative passiert im Stall Arkona. Dort trainiert seit zwei Jahren der englische Lord John Fitzgerald. Er könnte Hoppegarten in diesem Jahr auch sportlich neuen Glanz verleihen. In seinem Stall stehen 40 viel versprechende Pferde. Einige davon aus dem Rennstall von Kaffeekönig Albert Darboven, einige auch aus dem Gestüt Ebbesloh. Mit Russian Samba und und der Siegerin im Stutenpreis, Anzasca, könnte Fitzgerald in diesem Jahr für Hoppegarten Schlagzeilen über die eigenen Renntage hinaus machen.

Wenn morgen in Hoppegarten die neue Saison beginnt, ruhen die Hoffnungen nun nicht mehr ausschließlich auf guten Renntagen mit großen Namen aus den westdeutschen Rennställen. Auch in den Ställen hinter der Bahn ist etwas gewachsen und könnte zusätzlichen Halt geben. Denn die Rennbahn befindet sich in einer Übergangsphase. Nachdem der Rennbetrieb vor drei Jahren fast eingestellt werden musste, hat der neue Präsident des Union-Klubs, Peter Boenisch, zwei Jahre lang um Sponsoren und Zuschauer geworben – mit Erfolg. Einige große Wirtschaftsnamen wie die Deutsche Post, Volkswagen, Porsche und Hasseröder kamen und machten eine der nach Expertenmeinung landschaftlich schönsten Rennbahnen Europas wieder attraktiv. 2003 hatte die Bahn als einzige in Deutschland keinen Rückgang beim Wettumsatz zu beklagen – jedoch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

In diesem Jahr gilt es, diesen Anfangsschub in Kontinuität umzuwandeln. Dafür wurde mit Hauke Wilkens erstmals ein hauptamtlicher Geschäftsführer verpflichtet. Wilkens bringt Erfahrung aus seiner Zeit als Manager bei der Weltmeisterschafts-Serie der Galopper mit. Doch auch Wilkens hat es in der wirtschaftlichen Gesamtsituation nicht leicht im Vorwärtskommen. Immerhin sind zehn Renntage schon vor dem Saisonstart finanziell gesichert – auch das ist in Hoppegarten nicht immer so gewesen. „Wir werden nur das veranstalten, was wir uns auch leisten können“, sagt Wilkens. Vieles hängt nun vom ersten Renntag ab. Sollte die Sonne scheinen, könnte es voll und damit ein erfolgreicher Renntag werden wie in den Vorjahren zum traditionellen Start an Ostern. Wenn König Shuffle dann noch gewinnt, wäre das ein doppelter Sieg für Hoppegarten.

Ingo Wolff

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