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Klarer Blick und klare Worte. Sebastian Vettel bleibt hart.

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Stallorder-Diskussion in der Formel 1: Vettel verteidigt sein Manöver

Weltmeister Sebastian Vettel kontert die Kritik an seinem Überholmanöver von Malaysia vor dem Großen Preis von China souverän. Dass damit das Verhältnis zu seinem Teamkollegen Mark Webber endgültig zerrüttet ist, nimmt er in Kauf.

Schon beim Eintreten bemerkte Sebastian Vettel, „dass es hier wohl etwas Besonderes geben muss“, wie er leicht ironisch feststellte. Der Formel-1-Weltmeister betrat den öffentlichen Bereich der Teamzentrale von Red Bull und spürte sofort die angespannte Stimmung. Die halbe Formel 1 wollte wissen, was er nach der missachteten Stallorder und dem umstrittenen Sieg in Malaysia nun vor dem anstehenden Rennen in China zu sagen hatte. Doch obwohl vor allem die englische Presse ihn in die Ecke drängen und ihm „unfaires Verhalten“ ankreiden wollte, blieb Vettel bei seinem ersten großen Auftritt in Schanghai souverän. Und machte klar, warum er der jüngste dreimalige Formel-1-Weltmeister aller Zeiten ist.

Anders als noch direkt nach dem Vorfall waren die Aussagen des Heppenheimers zur Stallorder-Affäre diesmal knallhart und klar. Zunächst bestand er darauf, den Funkspruch, hinter seinem Teamkollegen Mark Webber zu bleiben, nicht richtig verstanden zu haben, „ob ihr mir das glaubt oder nicht. Wir bekommen während eines Rennens so viele Codes durchgesagt, und ich war nur darauf konzentriert, das Rennen zu gewinnen.“ Aber dann schob er hinterher: „Hätte ich ihn verstanden, hätte ich darüber nachgedacht, die Positionen zu halten. Aber ich hätte wohl wieder so gehandelt, weil Mark es wegen Vorkommnissen in der Vergangenheit nicht verdient hat, dass ich hinter ihm durchs Ziel fahre.“

Vettel gestand ein, dass das Manöver eine „indirekte“ Retourkutsche war: „Es gab mehr als eine Gelegenheit in der Vergangenheit, in dem Mark dem Team hätte helfen können – hat er aber nicht. Um ganz ehrlich zu sein, gab es nie Unterstützung von seiner Seite.“ Auch Teamchef Christian Horner hatte betont, dass Webber in der Vergangenheit schon des Öfteren die Stallorder ignoriert hatte. So etwa in Silverstone 2011 und beim letztjährigen Saisonfinale in Interlagos, wo er Vettel am Start abgedrängt und das beinahe den WM-Titel gekostet hätte.

Das umstrittene Überholmanöver in Malaysia hat Sebastian Vettel einige Sympathien gekostet, aber davon lässt sich der Weltmeister nicht beeindrucken.
Das umstrittene Überholmanöver in Malaysia hat Sebastian Vettel einige Sympathien gekostet, aber davon lässt sich der Weltmeister nicht beeindrucken.

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Vettel erklärte auch, warum er sich dennoch für sein Überholmanöver entschuldigt hatte. Er habe in dem Moment eigenmächtig gegen die Interessen des Teams gehandelt und so das Team quasi hintergangen. „Schließlich bin ich ein Mitglied dieses Teams wie jeder andere auch, nicht mehr wert als die anderen Teammitglieder.“ Er müsse und werde sich aber nicht dafür entschuldigen, als der Schnellere am Ende den Sieg geholt zu haben. „Das ist der Grund, warum ich hier bin und wofür ich bezahlt werde.“

Nun ist der Krieg der Stallrivalen bei Red Bull also offen ausgebrochen. Mit Nachteilen im WM-Kampf rechnet Vettel deswegen nicht. Es habe sich ja eigentlich nichts verändert, meint er – sprich, zwischen ihm und Webber gab es vorher kein Vertrauen und keine Zusammenarbeit und wird es jetzt auch keine mehr geben. Das ist auch nicht mehr nötig, denn Red-Bull-Sportkoordinator Helmut Marko stellte in Absprache mit dem Unternehmenschef Dietrich Mateschitz klar, dass es bei Red Bull in Zukunft keine Teamorder mehr gibt. Damit ist gleichzeitig noch etwas festgeschrieben: Christian Horner mag zwar formal Teamchef sein, zu melden hat er nicht viel. Das Sagen haben Vettel, Mateschitz und sein Statthalter Marko – also derjenige, der dank seiner überragenden Leistungen im Auto die Erfolge holt, und die, die das Geld geben.

Das Gegenbild zum selbstbewussten Weltmeister lieferte in Schanghai Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot hatte in Malaysia wenigstens noch vorsichtig angedeutet, mit der Anordnung, hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton bleiben zu müssen, nicht einverstanden gewesen zu sein und über einen Ungehorsam nachgedacht zu haben. In Schanghai präsentierte sich der Sieger des Vorjahres aber wieder als artiger Angestellter. Das Problem sei nur gewesen, dass es vorher in Malaysia keine Absprachen gegeben habe, jetzt hätte man alles durchdiskutiert und „natürlich werde ich in Zukunft jeder Teamanweisung Folge leisten“. Lewis Hamilton, der im Gegensatz zu Rosberg eher in die Kategorie der Vettel-Typen gehört, wird sich freuen.

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