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Sport: Stanojevic spielt nicht mehr für Alba

Beim 68:65 im Spitzenspiel in Bamberg zeigen die Berliner aber gleich, dass es auch ohne den Center geht

Marco Baldi ärgert sich. „Jetzt ist die Türe zu“, sagt der Geschäftsführer von Alba Berlin und haut wütend auf ein eisernes Tor der Jako-Arena ein, um sich bemerkbar zu machen. Zuvor hatte er einem Ordner extra eingeschärft, das Tor offenzuhalten, damit er nach einer kurzen Rauchpause zur zweiten Halbzeit wieder in die Halle kann. Kurz darauf fiel die Türe mit einem lauten Geräusch zu.

Es war nur das geringste Problem, das Marco Baldi am Sonntag zu bewältigen hatte, zumal er bald einen anderen Eingang fand. Auch das Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga beim Tabellendritten Brose Baskets aus Bamberg sollte eine lösbare Aufgabe darstellen, sein Team gewann vor 6800 Zuschauern glücklich 68:65. Doch ungezügelte Freude wollte bei den Berlinern trotz dieses Prestigeerfolges nicht aufkommen. Alba musste verkraften, dass sich zwei Tage zuvor überraschend Jovo Stanojevic von Alba Berlin getrennt hatte (siehe Interview).

Der Serbe ist der einzige Spieler im aktuellen Team, der mit Alba Berlin 2003 den letzten Meistertitel gefeiert hat. Doch nach seiner Genesung im Januar nach einem Kreuzbandriss kam er nur noch als Einwechselspieler zum Einsatz. „Er ist mit seiner neuen Rolle nicht zurecht gekommen“, sagt Marco Baldi, „er hatte seinen eigenen Zeitplan, andere Spieler haben mehr Geduld.“ Alba habe ihm mehr als eine Chance gegeben, als der Klub seinen Vertrag trotz schwerer Verletzung verlängert habe, findet Baldi. Stanojevics Entscheidung habe sich angedeutet, findet Trainer Henrik Rödl, „er ist schon länger unzufrieden.“

Kurioserweise war dieser Rückschlag den Berlinern in Bamberg nicht anzumerken. „Es hat die Mannschaft nicht umgeworfen, sie hat ihre Antwort auf dem Feld gegeben“, sagte Trainer Henrik Rödl, „sie hat sich komplett auf das Spiel fokussiert.“ Die Berliner siegten dank einer engagierten Verteidigungsleistung im vierten Viertel (24:13). In den Schlusssekunden besaß Bamberg zweimal per Dreipunktewurf die Chance zum Ausgleich, doch das Heimteam behielt die schwache Wurfquote (23 Prozent) von der Dreipunktelinie bei. „Das Spiel hätte auch anders ausgehen können“, sagte Rödl. Wichtigste Berliner Spieler waren Chris Owens mit 15 Punkten und 16 Rebounds sowie Julius Jenkins, der im letzten Viertel elf seiner 15 Punkte erzielte. „Die Sache mit Jovo sollte keine Entschuldigung für uns sein“, sagte Jenkins, „wir spielen hart und engagiert, wer auch immer kommt oder nicht.“ Womöglich rückt das Team jetzt enger zusammen. „Es hilft ja nichts, wenn einer so unzufrieden ist, dass er damit nicht umgehen kann“, sagte Rödl.

Obwohl Jovo Stanojevic in dieser Saison keine bedeutsame Rolle gespielt hat, wird er Alba fehlen. „Wir hatten einen Plan“, sagte Marco Baldi, „er sollte in den Play-offs unser Super-Joker sein.“ Nun müssen die Berliner die Saison mit Sharrod Ford und Ruben Boumtje-Boumtje auf der Centerposition zu Ende spielen. Kurzzeitig rückte in Bamberg sogar Chris Owens auf die Centerposition und Koko Archibong spielte Power Forward. Später half auch Nenad Canak auf der Centerposition aus.

Der Serbe hat jetzt wieder keinen einzigen Spieler im Team, mit dem er in seiner Heimatsprache reden kann. Stanojevics plötzlicher Abschied belaste die Beziehung der beiden nicht. „Wir bleiben Freunde“, sagt Canak.

Das wird sich über Alba Berlin und Jovo Stanojevic nicht sagen lassen. „Wir respektieren seine Entscheidung“, sagt Rödl. Um die vertraglichen Einzelheiten kümmern sich jetzt Rechtsanwälte. In der Saison 2001/2002 hat Alba Dejan Koturovic nach einem ähnlichen Vorkommnis nach einigen Monaten wieder zurückgeholt. Diesmal wohl nicht. „Es führt kein Weg zurück“, sagt Marco Baldi. Anders gesagt: Diese Türe ist zu.

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