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Sein Schatten wird immer größer. Kaymer und sein Caddy unterwegs in Arizona. Foto: AFP

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Sport: Star im Schnelldurchlauf

Der deutsche Golfer Martin Kaymer übernimmt die Spitze der Weltrangliste

Berlin - Stoisch wie immer handelte Martin Kaymer im entscheidenden Moment: Den Putt aus zweieinhalb Metern zum Halbfinalsieg gegen Bubba Watson bei der WGC Match Play Championship in Arizona verwandelte er am Samstag schnell und entschlossen. Der Schlag machte den Deutschen zur Nummer 1 im Golfsport. Wenn die Weltrangliste am Montagmorgen, nach dem Finale zwischen Martin Kaymer und dem Briten Luke Donald, neu sortiert wird, findet sich der Name Kaymers an erster Stelle.

„Wenn die Rangliste sagt, dass ich die Nummer eins bin, dann bin ich der beste Spieler der Welt“, sagte der 26-Jährige. „Am Dienstag oder Mittwoch, wenn ich meinen Namen dann wirklich an dieser Stelle stehe, werde ich mit Sicherheit ein Foto davon machen.“ Mag sein, dass er dieses Bild neben den anderen wichtigen Momenten seiner Karriere einsortiert, die ihn in nur fünfeinhalb Jahren als Profi zum weltbesten Golfer gemacht haben: Die 59er Runde in Habsberg 2006 zum Beispiel; oder der erste Challenge-Tour-Sieg im gleichen Jahr, der ihn in der Weltrangliste von Position 1249 auf Platz 480 katapultierte; danach der erste Profisieg 2008 in Abu Dhabi, der Majorsieg 2010 in Whistling Strait oder der Gewinn des Race to Dubai Ende 2010.

Es ist eine Karriere im Schnelldurchgang, die aus einem sehr guten, aber keineswegs herausragenden deutschen Amateur einen Weltstar gemacht hat, den die amerikanische Presse inzwischen mit dem Titel „Germanator“ ehrt. Die Übernahme der Weltspitze ist im Falle Kaymers leicht erklärbar. In einem Zeitraum von zwei Jahren, der für die Wertung zählt, hat der Deutsche sieben Turniere gewonnen, vier davon allein im letzten Jahr. Besser ist kein anderer Spieler gewesen, weshalb die Ablösung des Briten Lee Westwood, der 17 Wochen die Position eins der Weltrangliste besetzte, nur folgerichtig ist.

Hinter vorgehaltener Hand mag der eine oder andere Beobachter flüstern, dass man von allen möglichen anderen Jungstars eine solche Karriere erwartet habe, aber nicht unbedingt von Martin Kaymer. Mit einer Maschine hat man ihn immer verglichen, das Spielerische eines Rory McIlroy oder das Feuer eines Rickie Fowler fehlt ihm. Keiner von ihnen hat es bisher zur Nummer eins gebracht. Stattdessen stellt man sich nun die Frage, welche Faktoren den Erfolg der Deutschen ausmachen. Bernhard Langer führte im April 1986 die damals gerade neu eingeführte Weltrangliste für drei Wochen an – auch er galt nicht als Naturtalent.

Das Erfolgsrezept der beiden ähnelt sich auf überraschende Weise: Keine emotionalen Ausbrüche zerstören die Konzentration, ihr Spiel ist konstant gut, weist keine Schwächen auf. Ihr Temperament scheint für den Golfsport perfekt: ruhig, stoisch; Kritiker würden den Begriff „langweilig“ in den Raum stellen. „Ich glaube, das ist typisch deutsch“, kommentierte es Kaymer am Samstag. „Es ist gut für das Golf. Es hilft mir sehr dabei, ruhig zu bleiben.“ Er vergaß dabei nicht, darauf hinzuweisen, dass sein Erfolg auch schlichtweg auf Arbeit beruhe. Unendlich viele Einheiten im Fitnessstudio haben aus einem dünnen, schlaksigen Mann einen breiten, muskelbepackten Golfer gemacht. Mit ständigen Übungseinheiten beim Putten und Chippen hat er seine Schwächen im kurzen Spiel behoben. „Ich glaube, der wichtigste Punkt ist, dass ich weiter an meinem Spiel gearbeitet habe, statt aufzuhören. Ich wollte einfach nicht einer werden, der einmal gewinnt und von dem man nie wieder hört.“

14 Weltranglistenerste hat es bis dato gegeben, Ausnahmegolfer wie Greg Norman, Severiano Ballesteros oder Nick Faldo gehören zu der erlesenen Gruppe. Selbst mehrfache Majorsieger wie Phil Mickelson haben es hingegen nie bis ganz an die Spitze geschafft. Kaymer ist der Aufstieg in Rekordzeit gelungen. Nur Tiger Woods, der im Juni 1997 mit 21 Jahren und 24 Wochen die Position übernahm, war jünger als Kaymer.

„Eines kann ich ganz sicher sagen“, fasste Kaymer zusammen. „Es ist ein sehr stolzer Moment. Nicht nur für mich, sondern für meine Familie, für die Leute, die mir geholfen haben. Und ich denke für ganz Deutschland.“

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