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Sport: Starke Zehn

In Unterzahl gelingt Bremen das beste Saisonspiel

Mailand/Berlin Achtzig Minuten lang hatte Miroslav Klose auf der Bank gesessen. Der junge Nelson Valdez aus Paraguay sei besser in Form, hatte Werder Bremens Trainer Thomas Schaaf befunden und Klose erst in der 81. Minute eingewechselt. Wenig später hatte der Stürmer die Chance, zum Helden des Champions-League-Spiels gegen Inter Mailand zu werden. Aus etwa sieben Metern kam er zum Schuss, doch Klose vergab, und statt 1:1 stand es am Ende 2:0 für Mailand. Denn im Gegenzug gelang dem Brasilianer Adriano, der per Elfmeter schon das 1:0 erzielt hatte, die Entscheidung.

Und so blieb einer die entscheidende Figur dieses Spiels, der noch kürzer auf dem Platz gestanden hatte als Klose. Valerien Ismael hatte Inters Adriano nach nur fünf Minuten im Strafraum gefoult. Schiedsrichter Lubos Michel aus der Slowakei entschied auf Elfmeter und zeigte dem Franzosen die Rote Karte. Er ist nun für ein Spiel gesperrt. Die Entscheidung habe das Bremer Spiel „getötet“, urteilte Sportdirektor Klaus Allofs. Unglücklicher hätte das erste Bremer Champions-League-Spiel seit zehn Jahren nur beginnen können, wenn Andreas Reinke den Elfmeter von Vieri nicht gehalten hätte. Und doch war der Schock zu Beginn weniger ein Todesstoß als ein Weckruf für den Deutschen Meister und Pokalsieger. In der Bundesliga hatte Werder zuletzt unkonzentriert gewirkt, vom Glanz der vergangenen Saison war nichts mehr zu sehen. Doch statt nun in Mailand ein Debakel zu erleben, zeigten die verbliebenen zehn Spieler Werders bestes Saisonspiel – und das ohne Abwehrchef Ismael und Kapitän Frank Baumann, der nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt werden musste.

„Wir sind engagiert und selbstbewusst aufgetreten und haben uns Möglichkeiten herausgespielt“, sagte auch Schaaf staunend. Torwart Reinke, von vielen als Unsicherheitsfaktor betrachtet, bewahrte Werder gleich mehrfach vor einem höheren Rückstand. Das zuletzt lustlos aufgetretene Mittelfeld um Johan Micoud und Fabian Ernst gewann viele Zweikämpfe und versuchte, in der zweiten Halbzeit nach vorne zu spielen. Wenn Klose getroffen hätte, wäre Werder dafür sogar noch belohnt worden.

So aber bleibt den Bremern eine schlechte Ausgangsposition in der Champions League und die Erkenntnis, dass ihnen mit der Leistung von Mailand auch in der Bundesliga bald wieder Siege gelingen dürften. Am Samstag gegen Hannover wird Thomas Schaaf aber voraussichtlich auf zwei weitere Spieler verzichten müssen. Der Einsatz von Baumann ist wegen einer Sprunggelenksverletzung fraglich, Stürmer Angelos Charisteas brach sich nach einem Ellbogenstoß seines Gegenspielers einen Ohrknorpel. Immerhin dürfen die Bremer gegen Hannover wieder zu elft beginnen. Tsp

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