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Große Augen. Bayer Leverkusen und Bayern München eröffnen das Fußballjahr 2018.

© dpa

Start der Rückrunde: Warum die Fußball-Bundesliga weiter boomt

Trotz Dauer-Langeweile an der Spitze bleibt die Popularität der Fußball-Bundesliga stabil. Weil es um mehr geht als "nur" um eine Meisterschaft, um Tränen, Trainerentlassungen und Tragik. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Lassen wir ihr mal locker ihren Lauf, der vorfreudigen Erregung. Von Freitag an rollt der Ball in der Fußball-Bundesliga wieder. Das Leben der Fans bekommt durch die straffe Taktung der Spiele wieder eine vernünftige Struktur. Freitag, Sonnabend, Sonntag gleich Bundesliga. Montag Zweitligakick. Dienstag und Mittwoch Champions League und am Donnerstag Europa League, in der jetzt Dortmund und Leipzig mitspielen. Die deutsche Winterpause ist vorbei, nach nur 22 Tagen. Nur, wo war eigentlich der deutsche Winter? Und geht der Fußball nun in seinen nächsten Frühling?

Es spricht viel gegen den nächsten Fußball-Frühling: Langweile an der Spitze, in fast allen großen europäischen Ligen ist die Meisterschaft schon entschieden. Diskussionen um den Videobeweis, nicht mehr greifbar hohe internationale Ablösesummen. Und dann wartet am Ende der Saison in Russland eine Weltmeisterschaft, die der Fußball eigentlich gar nicht braucht, um seine Popularität zu stärken. Trotzdem: Die Bundesliga wird das alles kaum beeinträchtigen, sie ist und bleibt als Produkt unkaputtbar. Sie überstrahlt alles im deutschen Sport und das wird auch so bleiben – wenn die Bundesliga aufpasst und an sich arbeitet.

Der Abstiegskampf ist spannender als der Meisterschaftskampf

Die Popularität der Liga ist stabil, die Zuschauerzahlen in der Vorrunde lagen im Schnitt über dem Zuspruch in der Vorsaison; auch wenn die Aussage etwas schief sein mag, weil Provinzklubs mit kleinen Stadien abgestiegen und populäre Klubs mit großen Arenen aufgestiegen sind. Doch selbst die Zersplitterung der Spieltage hat die höchste Fußballklasse im Land nicht ins Mark getroffen. Die Lust und Leidenschaft am regelmäßigen Ritual Bundesliga ist bei den Fans so groß, dass sie sich nicht durch sportpolitische Verfehlungen einzelner Funktionäre, Dopingvorwürfe oder hohe Ablösesummen erschüttern lässt.

Mäßige Spannung an der Spitze wertet das Produkt Bundesliga auch nicht groß ab. Anders als bei allen anderen Mannschaftssportarten ist der Existenzkampf am Tabellenende in der Bundesliga eigentlich fast immer mitreißender als der Kampf an der Spitze. Unten gibt es Tränen, Trainerentlassungen und Tragik: Mit einem gefährdeten Chaos-Klub lässt sich allemal mehr mitleiden als mit dem glatten FC Bayern. Die Bundesliga lebt auch durch ihren Abstiegskampf – über den kriselnden 1. FC Köln wurde in der Hinrunde weit mehr be- und gerichtet als etwa über Borussia Mönchengladbach, den Traditionsklub vom Niederrhein, der im Gegensatz zum Traditionsklub vom Rhein eine starke Hinrunde gespielt hat.

WMs in Russland und Katar machen keine Lust auf Fußball

Es gibt sie natürlich, die Spannungsfelder außerhalb der Bundesliga und außerhalb ihrer Klubs. Die Weltmeisterschaft in Russland und vier Jahre später die drohende WM in Katar machen keine Lust auf Fußball und werden ihm nicht weiterhelfen. Ganz anders als die WM 2006 in Deutschland, die der Bundesliga noch einmal neuen Schwung gebracht hat. Das landesweit mitreißende Event hatte die Stadien familienfreundlicher werden lassen und die Struktur des Publikums verändert. Doch diesen Zustand sollte die Liga auch zu halten versuchen, egal, was außerhalb von ihr passiert. Dass die größten deutschen Stars immer seltener in der Liga bleiben, weil ihre Gehälter höchstens noch von Bayern München bezahlt werden können, muss kein Problem werden. Das war schon seit den siebziger Jahren immer wieder mal so.

Die Bundesliga war und ist in bester Spiellaune.

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