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Geschichte wird gemacht. Vor zwei Jahren in Katar wendeten die Franzosen das Horror-Szenario vieler Handball-Fans ab: einen Sieg des Gastgebers im WM-Endspiel. Nun richtet Frankreich das Turnier selbst aus – wie bereits in den Jahren 1970 und 2001.

© Imago/Camera 4

Start der Weltmeisterschaft in Frankreich: Turnierauftakt in der Handball-Hochburg

Nach Katar 2015 steigt die Handball-WM ab heute wieder in einem Land, in dem der Sport Tradition hat: Frankreich.

Die offiziellen Slogans klingen verdammt ähnlich, aber das lässt sich bei großen Sportveranstaltungen ja kaum verhindern. „Ready to amaze“, hieß es vor zwei Jahren bei der Handball-Weltmeisterschaft in Katar, und für Erstaunen haben die Gastgeber seinerzeit tatsächlich gesorgt: mit einem gut organisierten Turnier, aber eben auch mit irrwitzigen High-Tech-Arenen im Wüstenniemandsland, die heute größtenteils leer stehen, sowie einem weltweit zusammengekauften Nationalteam, das sich am Ende nur den übermächtigen Franzosen geschlagen geben musste.

„Phenomenal Handball“ lautet nun der Leitspruch für die 25. Auflage der WM, die am Mittwoch mit dem Duell zwischen Gastgeber Frankreich und Brasilien beginnt – und natürlich ist auch das eine mehr oder weniger pfiffige PR-Nummer, weil das Niveau bei großen Turnieren im nacholympischen Jahr erfahrungsgemäß sinkt. Aller Ähnlichkeit zum Trotz sind die platten Slogans jedoch die einzigen Parallelen im direkten Vergleich der Turniere, unabhängig vom neuerlichen Ausgang. Vom Spieler bis zum Fan herrscht in der Handball-Szene jedenfalls tiefe Genugtuung darüber, dass die WM nach dem exotischen Ausflug vor zwei Jahren wieder in ein Land zurückkehrt, in dem der Sport große Tradition und Popularität genießt und nicht von der Falkenjagd oder von Kamelrennen überstrahlt wird.

Dazu genügt ein Blick auf das Zahlenwerk. Mehr als 1400 akkreditierte Journalisten werden von acht Spielorten über die 84 Begegnungen berichten – ein neuer Rekord in Sachen Berichterstattung, obwohl der größte Handball-Fernsehmarkt außen vor ist: Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden bekanntlich nur im Internet und nicht im Fernsehen gezeigt.

Bereits jetzt sind mehr Karten verkauft worden als bei der gesamten WM 2015

Eine neue Bestmarke erwarten die Organisatoren auch mit Blick auf die Besucherzahlen. Mehr als eine halbe Million Karten sollen unter das Volk gebracht werden, und im Moment liegt der Ausrichter voll auf Kurs: Bereits vor dem Anpfiff der ersten Begegnung sind mehr Karten verkauft worden als bei der gesamten WM 2015. Damals kamen die Kataris ohnehin nur auf die erstaunliche Zahl von 306 100 Tickets, weil sie mit höchst zweifelhaften Methoden nachhalfen: Als sich abzeichnete, dass der Gastgeber vor fast leeren Rängen spielen würde, karrten die Organisatoren kurzerhand tausende Gastarbeiter mit Bussen vor die Arenen, die plötzlich Fans waren. Oder besser gesagt: sein sollten.

Derartiger Praktiken werden sich die Franzosen bei der Ausrichtung ihrer dritten Weltmeisterschaft nicht bedienen müssen, das Interesse an ihrem Produkt ist quasi von Hause aus gegeben: Die französische Liga zählt zu den besten Europas und ist zugleich Heimat der wohl letzten großen Weltauswahl im internationalen Vereinshandball: Paris St. Germain. Das Team ist seit vergangenen Sommer auch Arbeitgeber für Uwe Gensheimer, den Kapitän des deutschen Nationalteams.

„Wir haben hart gearbeitet, um noch bessere Bedingungen zu schaffen als beim letzten Turnier 2001“, sagt der Präsident der französischen Verbands, Joël Delplanque. „Obwohl Handball weltweit schon einen guten Ruf hat, wollen wir dazu beitragen, dass sich noch mehr Leute für die Sportart interessieren“, ergänzt Delplanque.

Und wenn es am Ende so läuft wie vor 15 Jahren, werden die sportbegeisterten Franzosen sicher auch nichts dagegen einzuwenden haben. 2001 besiegte die Auswahl des Gastgebers Schweden im Finale nach Verlängerung mit 28:25 – es war die Initialzündung für das dominanteste Handball-Team der letzten Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.

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