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Sport: Steigern erwünscht

Biathlet Ricco Groß träumt vom Gesamtweltcup

Berlin – Der 23. September 2004 war ein besonderer Tag im Leben des Biathlon-Weltmeisters Ricco Groß: Er wurde in Ruhpolding Deutscher Meister. „Ich musste 34 Jahre alt werden, um diesen Titel zum ersten Mal in einem Einzelwettbewerb zu holen“, sagt Groß belustigt. Er hatte mangels Schnee Rollski untergeschnallt, auf richtigen Ski ist der Sportsoldat schon länger erfolgreich: Sieben Medaillen hat er bei Olympischen Spielen gewonnen, dreimal davon Gold mit der Mannschaft. Von der WM 2003 in Sibirien kehrte er mit vier Medaillen zurück, im Februar dieses Jahres in Oberhof waren es drei.

Ein Pokal fehlt dem besten deutschen Biathleten noch, „den ich immer dann sehe, wenn ich bei meinem Trainer Fritz Fischer zu Hause bin“ – der Gesamtweltcup. Zuletzt war er zweimal Dritter. Einmal hieß der Sieger Ole Einar Björndalen (Norwegen), einmal Raphael Poiree (Frankreich). Als Ziel setzen will sich Groß den Gewinn der Trophäe vor der heute in Beitostolen (Norwegen) beginnenden Saison aber nicht, „da würde ich mich viel zu sehr unter Druck setzen“. Schließlich spielen so viele Faktoren eine Rolle: eine Windböe am Schießstand, Ski, die mal nicht optimal gewachst sind. Mal geht ein Schuss ganz knapp vorbei, mal halten die Nerven nicht. So wie bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City. Im Einzelrennen über 20 km schoss Groß beim letzten Versuch daneben – Platz vier statt Gold. „Das war der Schuss, der mich motiviert hat, bis Turin 2006 weiterzumachen“, hat Groß unlängst in einem Interview gesagt.

Dabei ist Groß, der gelegentlich mit einem Mentaltrainer zusammenarbeitet, eigentlich extrem nerven- und schussstark. In der vergangenen Saison lag seine Trefferquote bei 90 Prozent, weltweit war nur sein mittlerweile zurückgetretener Kollege Frank Luck noch besser. Groß demonstrierte seine Klasse am Schießstand auch beim Verfolgungsrennen bei der WM in Oberhof. Kurz vor dem letzten Schießen hatte er 20 Sekunden Rückstand auf Poiree, doch der Franzose zögerte am Schießstand bei starkem Wind noch, als Groß schon schoss. Der Deutsche wurde Weltmeister.

Läuferisch kann er Poiree und Björndalen nicht Paroli bieten. Deshalb dürfte es ihm entgegenkommen, dass Bundestrainer Frank Ullrich das Lauftraining deutlich intensiviert hat, um den Abstand auf die läuferisch so überlegenen Norweger zu verringern. Auch mit seinen 34 Jahren „kann Ricco da noch einen draufpacken“, sagt Ullrich, für den Groß im Gesamtweltcup „ein Kandidat für die Plätze eins bis drei ist. Er ist psychisch stark und kann sich im Laufe einer Saison enorm steigern.“ So wie im vergangenen Jahr. Damals beendete er das erste Weltcuprennen auf Platz 37.

Helen Ruwald

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