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Nach seinem Foul an Toni Kroos hätte Roman Hubnik Rot verdient gehabt, doch der Schiedsrichter bestrafte ihn "nur" mit Gelb, sodass der Herthaner bis zum Schluss auf dem Platz bleiben musste.

© dpa

Steigt Hertha ab?: Das Ende ist nah

Herthas Absturz geht weiter: Die Berliner weisen inzwischen alle Symptome eines Absteigers auf. Und es gibt einen großen Unterschied zur Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt.

Es war exakt Mitte der zweiten Hälfte, als Roman Hubnik im Abstiegskampf durch besonderen Eifer auffiel. Der Verteidiger von Hertha BSC stürzte sich regelrecht in den Zweikampf. Ach was: Er flog – knapp über der Grasnarbe mit gestrecktem Fuß genau auf das Sprunggelenk von Toni Kroos. Beide Beteiligte kamen einigermaßen glücklich aus dieser Szene heraus. Kroos blieb auf wundersame Weise unversehrt. Und Hubnik wurde lediglich mit einer Gelben Karte gestraft. Eigentlich hätte sein gesundheitsgefährdender Angriff Rot verdient.

Es hätte perfekt zu diesem Spiel gepasst.

Hertha BSC weist derzeit alle Symptome eines Absteigers auf, bei der 0:6-Niederlage gegen Bayern München fehlte nur noch ein dämlicher Platzverweis. Hubnik tat sein Möglichstes. Es stand bereits 0:5, als der Tscheche Kroos ummähte, genau da, wo Seiten- und Mittellinie sich begegnen. Dämlicher geht es kaum.

Platzverweise, Verletzungen, zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen – wenn die Eigendynamik des Misserfolgs erst einmal in Gang ist, lässt sie sich nur schwer wieder stoppen. Die Berliner, die sich im freien Fall in die Zweite Liga befinden, erleben dieses Phänomen gerade mit voller Wucht. „Wir sind ja noch nicht abgestiegen, wir haben noch alle Chancen“, sagte Trainer Otto Rehhagel. „Rein rechnerisch ist noch alles möglich.“ Der Ausdruck „rein rechnerisch“ ist ein sicheres Indiz dafür, dass die Lage bereits als nahezu hoffnungslos angesehen wird. Der Effekt, den sich Hertha von der Verpflichtung des erfahrenen Trainers Rehhagel erhofft hatte, hat sich jedenfalls nicht eingestellt. Im Gegenteil: Der Abwärtstrend hält an. Die Berliner stehen erstmals in dieser Saison auf einem direkten Abstiegsplatz, sie sind die schlechteste Rückrundenmannschaft und haben seit Samstagabend von allen 18 Bundesligisten auch die schlechteste Tordifferenz.

Otto Rehhagel fällt es angesichts solcher Zahlen und der hilflosen Auftritte seiner Mannschaft zusehends schwerer, glaubhaft Zuversicht auszustrahlen. Seine Wortwahl am Samstag war – auch im Detail – verräterisch. „Ich bin der Überzeugung, dass wir das noch schaffen können“, sagte er. Schaffen können. Nicht: schaffen.

Der Trend spricht gegen Hertha – das ist der große Unterschied zur Konkurrenz im Abstiegskampf. Dass Freiburg und Augsburg sich fußballerisch stabilisiert haben, schlägt sich mehr und mehr in ihren Ergebnissen nieder. Damit bricht auch so etwas wie Herthas letzte Hoffnung weg. Die Berliner schienen sich zumindest auf die Schwäche der anderen verlassen zu können. Man sollte allerdings nicht erwarten, dass die Konkurrenz dauerhaft auf Abstand zu halten ist, wenn man selbst in Serie verliert. Was sich an den vergangenen beiden Spieltagen auch im Tabellenbild bemerkbar gemacht hat – Herthas Sturz in die Abstiegsränge –, hat sich bereits über Wochen angedeutet. Es war wie eine Krankheit, die nach langer Inkubationszeit ausbricht. Augsburg hat in den neun Spielen der Rückrunde acht Punkte mehr geholt als Hertha, Freiburg, zur Winterpause noch Tabellenletzter, sogar neun.

Herthas Abschneiden in der Rückrunde erinnert ebenso frappierend wie fatal an Eintracht Frankfurt im vergangenen Jahr. Auch die Eintracht musste sich im Winter eigentlich keine Sorgen machen, holte in den ersten neun Spielen nur zwei Punkte und schaffte es bis zum Saisonende nicht mehr, den Abwärtstrend zu stoppen. Ein Trost ist das für Hertha nicht.

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