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STEIL Pass: 20 Klubs? Ja, bitte

Stefan Hermanns lästert über die jammernden Klubs in der Bundesliga

Wir leben in einer Zeit, in der die Grenzen des Möglichen immer wieder aufs Neue ausgelotet werden – gerade im Fußball ist das so. Der Wunsch, immer neue Einnahmequellen zu erschließen, hat bereits die seltsamsten Ideen zu Tage gebracht. Die englische Liga zum Beispiel hat darüber nachgedacht, einen zusätzlichen Spieltag auf sämtlichen Kontinenten des Erdballs auszutragen; die DFL wollte ihr Premiumprodukt Ligapokal bereits nach Asien transferieren, und auch bei der Neugestaltung des Bundesliga-Spielplans droht zwecks Gewinnmaximierung eine, sagen wir, innovative Lösung.

Manchmal hat man den Eindruck: Je verwegener eine Idee, desto größer die Chance ihrer Verwirklichung. Ist das vielleicht der Grund, warum niemand ernsthaft den Plan verfolgt, die Bundesliga auf 20 Vereine aufzustocken? Ist das möglicherweise zu banal?

Wahrscheinlich liegt es eher daran, dass die Idee im Laufe der Jahrzehnte einfach schon ein paar Mal zu oft ins Spiel gebracht worden ist – und anschließend reflexhaft zu Tode geredet wurde. Der Letzte, der öffentlich mit dem Gedanken einer Ligaaufstockung gespielt hat, war vor drei Jahren Heribert Bruchhagen, der Manager des damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt. Die Reaktionen fielen genau so aus, wie es zu erwarten war: Um Gottes willen! Die Spieler können nicht noch stärker belastet werden, und die Spieltage sind schon jetzt kaum noch vernünftig zu terminieren. Komisch, dass Engländer, Spanier, Franzosen und Italiener das mit ihren 20er-Ligen problemlos hinkriegen.

In allen großen europäischen Fußballnationen spielen 20 Klubs in der ersten Liga, nur Deutschland, eines der größten Länder des Kontinents mit den modernsten Stadien und dem höchsten Zuschauerschnitt, leistet sich eine Liga mit der gleichen Stärke wie Holland und Belgien. Die deutschen Klubs jammern gerne, dass Franzosen oder Engländer viel mehr Geld aus dem Verkauf ihrer Fernsehrechte erlösen; nur übersehen sie, dass Franzosen und Engländer dafür auch mehr bieten. Genau genommen: 74 Spiele pro Saison.

Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit „11 Freunde“-Chefredakteur Philipp Köster.

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