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STEIL Pass: Alles nur Gelaber

Jens Kirschneck kann sich in die Fans von Hannover 96 hineinversetzen.

Als Fan von Arminia Bielefeld muss man sich ja so einiges anhören. Fast fünf Jahre ist es her, dass ich Bielefeld verlassen habe, und die erste Lektion, die ich in den großen weiten Welt lernen musste, war die, dass sich in der großen weiten Welt kein Schwein für Arminia Bielefeld interessiert. Schlimmer: Die ganzen Bremen-, Bayern-, HSV- und Schalke-Fans in der Redaktion sehen den Kollegen Philipp Köster und mich immer an, als wären wir seltsame, glücklicherweise vom Aussterben bedrohte Tiere. Einmal hatten Köster und ich eine Lesung in Rostock. Im Anschluss kamen wir mit einer Gruppe Hansa-Fans ins Gespräch, bis einer meinte, eine Frage würde ihn noch beschäftigen: „Wie kann man eigentlich ein Arminia-Fan sein?“ Das ging dann doch zu weit. Sich gegenüber einem Rostocker zu rechtfertigen, wieso man Arminia-Fan ist? Wo soll das enden? Kommt demnächst auch noch einer aus Wehen und will das ausdiskutieren?

Dabei ist es durchaus nützlich, Anhänger von Arminia Bielefeld zu sein – es hilft einem, jedes denkbare Missgeschick im Fußball zu verstehen, weil man bereits jedes denkbare Missgeschick erlebt hat. So hat Hannover 96 zuletzt sieben Mal in Folge in der Bundesliga verloren. Arminia Bielefeld hat einst zehn Mal in Folge verloren, und zwar in der Saison 1999/2000. Nach jedem Spiel saß der knorrige Trainer Hermann Gerland vor der Presse und versuchte zu erklären, was nicht mehr zu erklären war. „Hätte man nicht …?“, begann ein Reporter. „Hätte, wenn und aber, alles nur Gelaber“, reimte Gerland verbittert. Im elften Spiel riss die Serie, es gelang ein umjubeltes 4:1 gegen den SSV Ulm. Abgestiegen sind wir trotzdem. Armes Hannover.

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