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STEIL Pass: Sekunden der Kontemplation Jens Kirschneck gönnt sich eine Marotte: die Liebe zum Videotext

Neulich gab ich in unserer morgendlichen Besprechung den Kollegen von „11 Freunde“ eine brandheiße Nachricht zur Kenntnis. Die Botschaft war offenbar noch nicht über die Ticker gegangen, jedenfalls fragte einer aus der Online-Redaktion: „Wo hast du denn das her?

Neulich gab ich in unserer morgendlichen Besprechung den Kollegen von „11 Freunde“ eine brandheiße Nachricht zur Kenntnis. Die Botschaft war offenbar noch nicht über die Ticker gegangen, jedenfalls fragte einer aus der Online-Redaktion: „Wo hast du denn das her?“ Worauf ich arglos antwortete: „Hab ich vorhin im Videotext gelesen.“ Es kam in der Runde zu einem kurzen Moment der Stille, bis irgendwann einer zu kichern begann. Dann fröhliches Gelächter der gesamten Belegschaft. Unser Internetmann verlor gar derart die Contenance, dass er in eine Tüte atmen musste, um wieder zu Sinnen zu kommen, und während ihm noch die Tränen über das Gesicht liefen, prustete er: „Du bist echt so Eighties!“

Aha. Na, dann sei es so. Die Nutzung des Videotext-Angebotes ist eine mir lieb und teuer gewordene Marotte, die ich beizubehalten gedenke, bis man mich dereinst mit den Füßen voran aus dem Wohnzimmer trägt. Das aufgeräumte Schriftbild, die übersichtliche Struktur, die Sekunden der Kontemplation, bevor der Text auf eine neue Seite umspringt: herrlich. Und es gibt wenig Spannenderes, als das Schicksal deines Vereins an einem Samstagnachmittag über Videotext zu verfolgen – zumal, wenn man Klubs wie TuS Koblenz, Arminia Bielefeld oder Hertha BSC anhängt, bei denen man sich das besser nicht live und in Farbe ansieht. Wenn dann die vorhersehbare Katastrophe eingetreten ist, worüber einen der Wechsel von der farbigen Grundierung des Zwischenergebnisses zum endgültigen Weiß des Schlussresultats informiert, hat das etwas tröstlich Abstraktes. Der Regelbetrieb des Videotextes startete in Deutschland übrigens 1990. Von wegen „Eighties“.

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