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STEIL Pass: Wenn rechts links ist

Philipp Köster über Interviews nach dem Fußballländerspiel.

Mittwochabend war Länderspiel. Und ich konnte mich lange Zeit nicht entscheiden, welches Moment der ZDF-Übertragung der vergnüglichste war. Jener, als Moderator Poschmann über den Portugiesen Cristiano Ronaldo sprach und plötzlich das Bild des pummeligen Namensvetters Ronaldo mit brasilianischem Wappen eingeblendet wurde. Oder jener, als Oliver Kahn als „unser Druck-Experte“ gelobt wurde und wir uns fragten, ob er beim ZDF nur noch „Offset-Kahn“ genannt wird. Oder jener, als Philipp Lahm sinngemäß gefragt wurde, ob er lieber links oder rechts spiele und er so verschwurbelt antwortete, dass wir uns anhand der eigenen Daumen vergewisserten, wo noch mal links und rechts ist.

Wir entschieden uns für letzteren Moment, weil die Interviews nach dem Abpfiff eine der merkwürdigsten Einrichtungen sind. Das Ensemble ist immer gleich. Rechts ein Reporter, der 90 Minuten Zeit hatte, sich Fragen auszudenken und am Ende doch wieder fragt: „Woran hat’s gelegen?“ Und links ein verschwitzter Spieler, dem eine fürsorgliche Kabelhilfe eine Pferdedecke übergeworfen hat und der in den letzten 90 Minuten vornehmlich mit den Füßen gedacht hat. Dass dabei nichts rauskommen kann, sollte selbst ZDF-Redakteuren einleuchten.

Frühere Generationen entzogen sich diesen Interviews schon mal wie der junge Olaf Thon, der auf eine kritische Frage die Antwort „Boah, ist das kalt hier“ gab. Die Nationalspieler von heute hingegen stehen brav Rede und Antwort. Das ist in der Regel furchtbar öde. Außer wenn Philipp Lahm nach links und rechts gefragt wird.

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