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Sport: Steil spielen und drinbleiben

Arminia Bielefelds Trainer dämpft die Erwartungen, die Fans hoffen auf mehr

Wer hat das Sagen im Verein? Es scheint langsam zur Tradition zu werden, dass sich bei der Arminia im Sommer öffentlich gezofft wird. Streitfrage sind meist die Transfers – dafür will Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch immer wenig bis nichts ausgeben, Trainer Thomas von Heesen hätte gerne mehr überdurchschnittliche Spieler. Vor einem Jahr wurde als Puffer Sportdirektor Reinhard Saftig geholt, doch jetzt stritt dieser mit von Heesen. „Wenn Saftig andere Ideen hat, kann er die Mannschaft auch alleine trainieren“, sagte der Coach. Nach außen wird seit einer Aussprache Friede demonstriert.

Was hat sich verbessert? In diesem Sommer hat die Arminia nicht so viele wichtige Spieler verloren wie sonst, vor allem die Defensive ist gut eingespielt. Nur die Abgänge von Stürmer Isaac Boakye, der zum VfL Wolfsburg ging, und Mittelfeldspieler Michael Fink (Eintracht Frankfurt) schmerzen. Im Angriff kamen dafür der talentierte Torschützenkönig der Zweiten Liga, Christian Eigler von Greuther Fürth, und Abdelaziz Ahanfouf, der für den Absteiger MSV Duisburg immerhin neun Tore geschossen hat. Im Mittelfeld darf sich Veteran Jörg Böhme versuchen ebenso wie Thorben Marx von Hertha BSC.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Montags bis mittwochs wird Thomas von Heesen oft gar nicht da sein, weil er auf Anordnung der Deutschen Fußball Liga seinen Trainerschein an der Sporthochschule Köln nachmachen muss. Seine unsichere Stellung wird dadurch nicht gestärkt. Obwohl von Heesen seit 1994 fast ununterbrochen als Spieler, Manager und Trainer erfolgreich arbeitet, läuft sein Vertrag derzeit nur bis zum Saisonende. Die Vereinsführung unternimmt so kleine Entwicklungsschritte, dass sie unterhalb der Wahrnehmungsgrenze des Trainers liegen. „Wir müssen jedes Jahr bei null anfangen“, sagt von Heesen und gilt deshalb als ewiger Nörgler.

Welche Taktik ist zu erwarten? Uwe Rapolder hat ihn eingeführt, von Heesen als sein Nachfolger übernommen: Die als „Konzeptfußball“ bekannte Taktik bedeutet laufintensives Pressing, ständiges Verschieben aller Feldspieler und schnelle, steil gespielte Angriffe nach der Balleroberung. Dieser Stil stellt hohe taktische Anforderungen an alle Spieler, aber mit dieser Spielweise hat Bielefeld zweimal hintereinander den Klassenerhalt geschafft und ist zweimal ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Und die bisherigen Testspiele sahen gut aus.

Welche Platzierung ist möglich? Bielefeld steigt ab – das stand hier vor einem Jahr. Der Klassenerhalt war dann aber kein Problem, weil Bielefeld überraschend gut spielte und genügend andere Mannschaften schlecht. In diesem Jahr scheinen die Aufsteiger zudem schwächer zu sein – deshalb sollte die mit genügend Routiniers besetzte Mannschaft einen weiteren Schritt in Richtung Dauermitgliedschaft in der Bundesliga schaffen.

Wer sind die Stars? Er hat meist weiße Haare und dribbelt als einziger Armine spektakulär. Das genügt, damit Sibusiso Zuma der unumstrittene Star in Bielefeld ist. Aber in der Rückrunde war der Stürmer aus Südafrika aus persönlichen Gründen mehrere Monate freigestellt, und in der vergangenen Woche zog er sich einen Innenbandriss im Knie zu. Mindestens die ersten sechs Wochen ist Bielefeld starlos.

Wie sind die Fans? Prinzipiell nicht unzufriedene und schwer erschütterbare Ostwestfalen. Doch als der genervte von Heesen in einem lokalen Radiosender Platz 15 als Saisonziel ausgab, dominierte in den Fanforen die Ansicht, dass es zwar um den Klassenerhalt gehe, man sich langsam aber sicher ruhig trauen sollte, auch mal höhere Gedanken zuzulassen. Aber lieber nicht zu sehr hoffen, meistens folgt ja doch die Enttäuschung.

Wer ist der WM-Held? Niemand. So sehr man nach Parallelen sucht – Arminia Bielefeld und die Fußball-Weltmeisterschaft haben außer der Sportart nichts gemein.

Morgen: Hannover 96

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesliga

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