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© Doris Spiekermann-Klaas

Steilpass: Das Dilemma der Fans

Lehman Brothers, Glazer Brothers - und was das mit der Bundesliga zu tun hat: Markus Hesselmann über den weiter um sich greifenden Finanzirrsinn im Fußball.

Von Markus Hesselmann

In Ken Loachs Fußballfilm „Looking for Eric“ – mit Eric Cantona als Eric Cantona – gibt es eine Szene, die das Dilemma des denkenden Fans einfängt. Im Pub entspinnt sich die Diskussion, ob es okay sei, den Rebellenklub FC United zu unterstützen, eine antikommerzielle Gründung enttäuschter Manchester-United-Fans. Doch als ein wichtiges Tor für Manchester United fällt, stimmt der Wortführer der Rebellen in den Jubel ein.

Die Waffen des Verbrauchers oder Wählers, sich anders zu entscheiden, wenn ihm die Ware oder das Parteiprogramm nicht mehr gefällt, stehen dem Fan nicht zur Verfügung, hineingeboren, wie er ist, in seinen Klub. Und so nehmen die allermeisten Fans den anschwellenden Irrsinn klaglos bis murrend hin. Zum Beispiel, dass Manchester United in den letzten Jahren alles gewonnen hat, auf der ganzen Welt Fanartikel und Fernsehrechte verkauft – und trotzdem über 800 Millionen Euro Schulden hat, rund 100 Millionen mehr als die ganze Bundesliga zusammen. Für die Klubbesitzer, die amerikanischen Glazer-Brüder, scheinen die Lehman Brothers beim Businessplan Pate gestanden zu haben, jene Bank, deren Kollaps den weltweiten Finanzcrash auslöste.

In dieser Situation klagt ein deutscher Fußballfunktionär gegen die 50+1-Regel, die verhindert, dass ein Investor in einem Bundesliga-Klub die Stimmenmehrheit bekommt. Hannovers Präsident Martin Kind nennt als Grund die Chancengleichheit in Europa. Er will den Glazer Brothers dieser Welt die Chance geben, endlich auch Bundesliga-Klubs kaputtzuwirtschaften – und den denkenden Fans, über kurz oder lang den FC Hannover zu gründen.

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