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Stefan Hermanns

© Thilo Rückeis, TSP (Thilo Rückeis)

Steilpass: Der Ruch des Halbseidenen

Stefan Hermanns über das verpönte Phänomen des Zweitvereins. Sie gelten als nicht besonders schicklich. Im Gegenteil, ihnen haftet irgendwie der Ruch des Halbseidenen an. Denn eins ist ja mal klar: Die Liebe eines Fußballfans ist unteilbar.

Wenn man mit Fußballern Interviews führt, erfährt man nur in den seltensten Fällen brisante Informationen aus ihrem Leben. Umso schöner, wenn es doch passiert. Christoph Metzelder hat mir einmal ein wirkliches Geheimnis verraten. Als Kind, so erzählte er, hatte er in jedem Land Europas einen Lieblingsverein, dessen Werdegang er mehr oder weniger intensiv verfolgte. Sein Herz (0der zumindest Teile davon) schlug damals nicht nur für den FC Barcelona, sondern auch für IA Akranes aus Island. Die Information ist insofern brisant, als Zweitvereine als nicht besonders schicklich gelten. Im Gegenteil, ihnen haftet irgendwie der Ruch des Halbseidenen an. Denn eins ist ja mal klar: Die Liebe eines Fußballfans ist unteilbar.

Ich bin da komischerweise überhaupt nicht dogmatisch. Eigentlich gab es immer schon Vereine, die ich ein bisschen mehr als okay fand, im Ausland genauso wie im Inland. Wenn sich Erst- und Zweitverein nicht in die Quere kommen, ist dagegen doch wenig einzuwenden.

Mein erster Zweitlieblingsverein war überraschenderweise Hertha BSC. Warum gerade Hertha, weiß ich nicht mehr. Es war zu der Zeit, als Jürgen Mohr für den Verein spielte und die Sparkasse Trikotsponsor war. Mohr fand ich, soweit ich mich erinnere, irgendwie gut. Vielleicht lag es aber auch an Gregor Quasten, dem damaligen Torhüter, der inzwischen verstorben ist. Quasten hatte in seinem Personalausweis denselben Geburtsort stehen wie ich, das verbindet natürlich. Und ein Freund von mir ging mit seinem Neffen in eine Klasse. Man könnte auch sagen: So nah wie Gregor Quasten bin ich in meiner ganzen Kindheit keinem anderen Fußballprofi gekommen.

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