Steilpass - die andere Fußballkolumne: Scheinbar für immer

Ich bin weder Fan der FDP noch des HSV. Das sage ich ausdrücklich, obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass eines von beiden zutrifft, ohnehin unter fünf Prozent liegt. Gleichwohl betrübt es mich, dem Verbleichen dieser Institutionen zuzusehen. Es geht wieder etwas unter, was ewigen Bestand zu haben schien, und ich beginne zu ahnen, dass das auch für meine eigene Existenz gelten könnte.

Als ich jung war, spielte der Tod in meinen Überlegungen noch keine Rolle, mal abgesehen von dem Tag, als Winnetou starb und ich ins Sofa meiner Eltern schluchzte. „Porsche, Genscher, Hallo HSV“, sangen die „Goldenen Zitronen“, das war der Soundtrack einer Welt, in der Sascha Hehn ins Cabrio sprang, der Außenminister überm Ozean sich selbst begegnete und Kaltz auf Hrubesch flankte. Tor! Tor! Tor! Scheinbar für immer. Unendliche achtziger Jahre, ewige Jugend.

Und jetzt, erstaunlich spät und doch zu früh, soll all das vorbei sein. Der HSV steigt ab, und die FDP ist raus aus dem Bundestag. Das schuldig unschuldige Personal ist auswechselbar – linkische Epigonen, greise Mahner, joviale Trostspender: Torsten Fink ist der Philipp Rösler des HSV, Gerhart Baum der Uwe Seeler der FDP. Feuchten Blickes saß der Altliberale bei Jauch und musste sich von Schäuble trösten lassen: „Totgesagte leben länger“, sagte der Finanzminister.

Und Hitzfeld sprach tags zuvor auf Sky: „Von der Qualität her kann der HSV Dreizehnter werden.“ Sätze, die ungeeignet sind, um das Achtziger-Gefühl noch einmal zu entfachen. Wo ist eigentlich Sascha Hehn? Hoffentlich bereitet er die Rettung der FDP vor. Oder des HSV. Mir egal. Denn wie gesagt: Ich bin kein Fan. Es geht mir um mich.