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STEILPass: Die Lust an der Subversion

Stefan Hermanns über Computer und ihr geheimnisvolles Eigenleben, wenn der Autor versucht über Hitzlsperger oder Boateng zu schreiben.

Als ich Ende des vorigen Jahrtausends die Mittelstufe eines Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums besuchte, habe ich in einem Anflug früher Karriereplanung einmal einen Informatikkurs belegt. Der Lehrer hieß tatsächlich Dr. Klug, und ich kam mir bei ihm ziemlich schnell ziemlich doof vor. Nach einem Halbjahr habe ich das Experiment abgebrochen, und seitdem pflege ich ein eher pragmatisches Verhältnis zu Computern. Sie sollen funktionieren, wie – das ist mir herzlich egal. Manchmal aber glaube ich, dass Computer jenseits ihrer Programmierung ein Eigenleben führen, dass sie sogar eine Seele haben. Das ist so wie mit Grünpflanzen. Wenn man mit ihnen spricht, gedeihen sie besser. (Die Vorstellung, auf einen Kaktus einzureden, kommt mir allerdings genauso abstrus vor wie die Idee, meinen Laptop zu streicheln.)

Es ist eine Tatsache, dass Computer auf ihre Besitzer reagieren, vor allem verfügen sie über ein stilles Vergnügen an der Subversion. Daran muss ich immer denken, wenn ich unsere Rechtschreibprüfung benutze und sie mir vorschlägt, aus dem manchmal wirr spielenden Dardai ein Dadaist zu machen, aus dem Schlausprecher Hitzlsperger den Hilfsprediger und aus Maldini mit den langen Haaren ein süßes Maidlein. Weiß der Computer etwa mehr, wenn er Boateng durch Boxpaten ersetzen will und den Schalker Präsidenten Schnusenberg nicht kennt? Meinten Sie vielleicht Schuldenberg?

P. S.: Mein Computer hat mit aller Macht versucht, diesen Text zu verhindern. Als ich zu zwei Dritteln fertig war, ist er abgestürzt, eine nie gesehene Fehlermeldung ploppte auf, und der Bildschirm fing wie wild an zu flackern. Wirklich unheimlich!

— Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Philipp Köster.

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