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STEILPASS Fans: Steinbrück ist der neue Geyer Dirk Gieselmann entdeckt emotionale Muster des Fußballs in der Politik

Es ist so verblüffend wie erschreckend: Wenn im Radio eine Meldung über den Flughafen Berlin-Brandenburg gebracht wird und man den Anfang nicht mitbekommen hat, könnte man glauben, es gehe um die TSG Hoffenheim. Oder umgekehrt.

Es ist so verblüffend wie erschreckend: Wenn im Radio eine Meldung über den Flughafen Berlin-Brandenburg gebracht wird und man den Anfang nicht mitbekommen hat, könnte man glauben, es gehe um die TSG Hoffenheim. Oder umgekehrt. Hier wie da wurden Abermillionen investiert, ganze Kubikmeter an Flipchart-Papier vollgemalt – aber die verdammte Maschine fliegt einfach nicht.

Was einmal als globales Fanal gedacht war, kommt nun als provinzielle Funzel daher. Entsprechend depressiv ist die Tonalität der Meldung, das Vokabular beinah identisch: Es gibt „technische Probleme“, Manager geraten „unter Druck“, werden schließlich „vom Aufsichtsrat entlassen“, die fiebrige Suche nach einem „Retter“ beginnt. Seltsam jedenfalls, dass das Muster von Irrationalität, Panik und Eskalation, das man bislang allein im Fußball verortet hatte, nun auch in Bereichen anzutreffen ist, die man für durchaus seriöser gehalten hat.

Hoffentlich grassiert das nicht! Nicht auszudenken, wenn etwa ein Anästhesist gegen den Chirurgen zu spielen begänne. Wenn ein Lehrer den Klassensprecher beurlaubte. Ein Lokführer den Bahnhof nicht mehr fände. Oder wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Pressekonferenz gäbe, in der sie, wie vor einiger Zeit der Stuttgarter Trainer Bruno Labbadia, wetterte: „Gehe ich einen schweren Weg mit? Oder sage ich: Am Arsch geleckt!“ Schon erinnert ihr Herausforderer Peer Steinbrück in vielem an den alten Cottbusser Schleifer Ede Geyer. Eine Frage der Zeit, bis er Sigmar Gabriel zum Waldlauf schickt. Doch dabei sollte es bitteschön bleiben. Nicht, dass noch jemand sagt, Politik sei die schönste Nebensache der Welt.

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