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STEILPASS Inland: Ein Butler ohne Zähne

Lars Spannagel träumt, wie er als Milliardär einen Fußballklub ruiniert.

Manchmal träume ich, dass ich Milliardär bin. Ich habe nicht im Lotto gewonnen, mir mein Vermögen selbst erarbeitet. Mein Unternehmen läuft von alleine. Und ich habe Zeit, mich dem dörflichen Fußballverein meiner Jugend zu widmen.

In dem Traum stecke ich Millionen in den Klub, ich lasse ein Stadion bauen und nach mir benennen. Der Verein arbeitet sich rasant nach oben, ich baue ein größeres Stadion und benenne es nach meiner Firma. Das finden alle super. Bei neuen Spielern und der Trainersuche rede ich mit. Dafür gibt es viel Lob. Gegen den Willen meines Trainers – ein anerkannter Fachmann – verkaufe ich die besten Spieler und entlasse den Trainer. Alle klopfen mir auf die Schulter. Aus Neid pfeifen mich gegnerische Fans manchmal aus, im Traum höre ich nur ein wohliges Brummen.

Bevor der Wecker klingelt, entlasse ich den Nachfolger des Fachmanns, einen sympathischen Malocher. Aber auch mit dem nächsten läuft es nicht. Ich wälze mich im Schlaf, die gegnerischen Fans pfeifen nicht mehr, sie lachen, unser Torwart erblindet über Nacht, wir steigen ab, ich entlasse erst den Trainer, dann noch einen, dann alle Spieler. Das große Stadion stürzt ein, das kleine auch, mein Tresor ist leer, meine Haare und Zähne fallen aus, ich muss für den blinden aber steinreichen Torwart als Butler arbeiten.

An diesem Punkt wache ich jedes Mal schweißgebadet auf. Dietmar Hopp schläft noch, aber wahrscheinlich nicht mehr lange.

Lars Spannagel beschäftigt sich in dieser Kolumne mit dem deutschen Fußball, Dominik Bardow schreibt über das Ausland und Dirk Gieselmann hat einen Blick auf die Fußballfans.

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